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Sealsfielb.
schüft ins Unzählbare vermehrt, in Herden von Tausen¬
den durch die Prärien von Texas streifen. Man fängt
sie mit dem sogenannten Lasso.
Der Lasso ist ein zwanzig bis dreißig Fuß langer
und aus fingerbreiten Rindshautschnitten gedrehter, bieg¬
samer Riemen, von dem ein Ende am Sattelknopf befestigt,
das andere aber mit der Schlinge vom Lassojäger in der
Hand gehalten wird. Sowie dieser einen Trupp Wilder-
Pferde aufstöbert, sucht er ihm mit seinen Gefährten vor
allem den Wind abzugewinnen, dann aber sich ihm mög¬
lichst zu nähern. Selten aber nur entwischen die Tiere
den geübten Jägern, die, wenn sie dreißig bis zwanzig
Fuß nahe gekommen, demjenigen, das sie sich zur Beute
ausersehen, mit unfehlbarer Hand die Schlinge über den
Kopf werfen. Die Schlinge geworfen, wirft der Reiter zu¬
gleich sein Pferd herum, die dem Tiere über den Kopf
geworfene Schlinge schnürt diesem plötzlich die Kehle zu¬
sammen, und der im nächsten Augenblick darauf erfolgende
äußerst heftige Riß des in entgegengesetzter Richtung fort¬
schießenden Reiters betäubt das atemlose Pferd so gänz¬
lich, daß es, auch nicht des mindesten Widerstands mächtig,
wie ein Klotz rücklings geworfen fällt und regungslos,
beinahe leblos da liegt — nicht selten getötet oder hart be¬
schädigt, jedenfalls mit einer Warnung, die es den Lasso
sein ganzes Leben hindurch nicht vergessen läßt. Ein auf
diese Weise eingefangenes Tier sieht diesen nie, ohne zu¬
sammenzuschrecken; es zittert bei seinem Anblicke an allen
Gliedern, und die wildesten werden durch das bloße Um¬
legen schafzahm.
Ist das Tier gefangen, so wird es auf eine nichl
minder brutale Weise gezähmt. Es werden ihm die Augen
verbunden, das furchtbare, pfundschwere Gebiß in den
Mund gelegt, und dann wird es vom Reiter, die nicht
minder furchtbaren Sporen an den Füßen, bestiegen und
zum stärksten Galopp angetrieben. Die Wildheit des Pferdes
ist gänzlich gebrochen, aber dafür eine.Heimtücke, eine Bos-