Kreuzzüge. 225
durch einen vom Himmel gefallenen Brief in seinem 23ciufc
bestätigt worden war.
So arbeitete Peter dem Papste Urban vor, der schon
auf der Kirchenversammlung d" Biacen za (1094) den ver¬
sammelten Geistlichen und Laien die dringenden Bitten des
byzantinischen Hofes um Hülfe gegen die Türken mitge-^
theilt hatte. Die neue Kirchenversammlung zu Clermont
(im Nov. 1095), auf welcher Urban und Peter erschienen,
bewirkte, nach Urbans feierlicher Rede, den Entschluß der
Anwesenden, zur Tilgung ihrer Sünden und zum Heile ihrer
Seelen nach Palästina zu ziehen. Ein Kardinal sprach im
Namen aller die Beichte; der Papst absolvirte die Versamm¬
lung, ertheilte dem Vorhaben seinen Segen, und heftete ein
rothes Kreuz auf die rechte Schulter des Vischoffs Ad He¬
rn ar von Puy, der den Papst knieend um die Erlaubniß
bat, den Weg Gottes zu betreten. Dieser Bischoff ward
von Urban zu seinem Legaten bei dem Zuge ernannt,
und allen Kreuzfahrern völliger päpstlicher Ablaß,
stmr aller andern Kirchenbußen, zugesichert. Der tapfere
und mächtige Gras Raimund von Toulouse war der
erste ausgezeichnete Ritter, der das Kreuz nahm. Aber¬
glaube, Schwärmerei, Mitleid, Ehrgeiz, Reiz der Neu¬
heit, Hang zu Abenteuern, wohl nicht selten auch Eigen¬
nutz, brachten bald die großen Volksmaßen zusammen, un¬
ter welchen die ersten Kreuzzüge erscheinen. Dem Frommen
zeigte man, auf den Fall seines Todes, die Märtyrerkrone
mit dem Heiligenscheine; dem Ehrgeizigen grenzenlosen
Ruhm, oder lebenslängliche Schmach, wenn er dem Rufe
nicht folgte; dem Hochherzigen ein weites Feld seiner
Tapferkeit; dem Habsüchtigen das Land, wo Milch und
Honig stieße, die Schätze der Ungläubigen, neue König¬
reiche, Fürstentümer und Herrschaften. Das lüderliche
Gesindel war reisefertig, auch ohne nähere Bewegungs¬
gründe. Die Schwärmerei des Zeitalters zeigte sich bald in
den mannigfaltigsten Schattirungen. Einige brannten sich
das Kreuz in die Haut; andere hatten Erscheinungen, und
sahen und deuteten Zeichen und Wunder; Kreuze sielen vom
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