338
Sechster Zeitraum.
rung, und Lllerius, der den Abendländern seine Zusage
ebenfalls nicht erfüllen wollte, ward ins Gefängniß gewor¬
fen und getödtet. Der geblendete Vater starb kurz nach
ihm. — Diese Treulosigkeit erbitterte die Venetianer und
die Franzosen. Sie eroberten (1204) K o n st a n t i n opel
mit Sturm, und-errichteten in der Hauptstadt des oströ¬
mischen Reiches ein lateinisches Kaiserthum (1204
—1261). Doch erhielt der neue Kaiser, Graf Balduin
von Flandern, nur Thracien von dem oströmischen
Reiche; die übrigen europäischen Theile desselben, nebst
mehrern Inseln, fielen in die Hände der Venetianer und
des französischen und lombardischen Adels. Dagegen flüch¬
teten sich die Uebcrreste des griechischen Kaiserthunrs
nach A sien. T h e o d o r u s Laskaris, der Schwiegersohn
des Alerius Angelus, regierte zu Nicaa über Bithynien,
Phrygien, Myfien, Jonien und Lydien; die beiden Enkel
des Andronikus, David und Alerius Komnenus,
beherrschten, ebenfalls mit dem Kaisertitel, von Tra-pe-
zunt aus, Kappadocien, Pontus uud Galatien.
384.
Fortsetzung.
Das lateinische Kaiserthum, klein durch Zerstücke¬
lung, ward von den Bulgaren erschüttert. Balduin 1 fiel
in ihre Gefangenschaft (1206), und ward grausam ermor¬
det. Ihm folgte sein Bruder Heinrich (1206 —1216),
nach welchem sein Schwager, der kräftige Graf von Au-
rerre, Peter (1216 — 1221) den Thron bestieg. Unter¬
dessen Sohne/ Robert, (1221 —1228) verlor das Reich
schon viel an das Kaiserthum in Nicaa. Roberts Bruder,
Balduin 2 (1228 —1261), mußte endlich (1261) dem
siegreichen nicaischen Kaiser Michael (8) P a l a o l o g u s
ganz weichen/ und nach Venedig fliehen, weil die Abend¬
länder in Byzanz keine neue Unterstützung erhielten, und
ihre Zahl sich in den beständigen Kämpfen sehr gemindert
hatte. Mit Hülfe der Genueser ward diese Gegenrevolution
ausgeführt; deshalb wurden auch denselben von dem Kaiser