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Sechster Zeitraum. 
388. 
Philosophie und Theologie. 
Von Spanien aus, wo damals die arabische Literatur 
ihre schönste Blüthe trieb, kam ein neues wissenschaftliches 
Leben nach Frankreich. Aristoteles, den die Araber in 
Syrien kennen gelernt und dem sie willig gehuldigt hatten, 
ward schon damals in den Klosicrschulen, doch noch nicht so 
ausschließend, wie in der Folge, gelesen. Da die Dia¬ 
lektik ihre Stelle unter den sieben freien Künsten während 
des Mittelalters behauptete, und die Philosophie, so wie 
alle Wissenschaften, blos von dem geistlichen Stande bear¬ 
beitet ward; so laßt es sich erklären, wie die Philoso¬ 
phie des Mittelalters ausschließend im Dienste der 
Theologie stand, und die Gewandtheit in Dialektik und 
Polemik zugleich den Ruf eines großen Philosophen bewirkte. 
Ob cs nun gleich unter den scholastischen Philosophen 
in der That Männer von seltenen Fähigkeiten gab; so blieb 
doch der Anbau und die Anwendung der Philosophie, 
welche von ihnen ausging, einseitig und beschränkt. Denn 
abgerechnet, daß die Philosophie von dem wirklichen Leben 
völlig getrennt ward, bestand sie größtentheils in logischen 
Uebungen, die nicht selten zur Sophistik führten und in 
Spielereien ausarteten. Schon Johann Scotus Eri¬ 
gen« (ss 886), und noch mehr L an fr ane (H als Erzbi- 
schoff von Canterbury 1089) und Anselm (| 1109) hatten 
auf den wichtigen Gebrauch der Dialektik in theologischen 
Streitigkeiten aufmerksam gemacht, und durch Gerbert 
(st- 1003) war eine große Summe arabisch-aristotelischer 
Ideen in Frankreich und Italien in Umlauf gebracht wor¬ 
den. Seit dem Ende des eilften Jahrhunderts ward Paris 
der Hauptsitz dieser theologisirenden Dialektik, wo sich ihre 
Anhänger in Nomina listen und Realisten theilten, 
und Johann Roscelinus als Begründer des ersten, so 
wie Wilhelm de Campellis (von Champeaur) als 
Stifter des zweiten Systems auftrat. Mit Geist und Frei¬ 
müthigkeit lehrte Peter Abälard (-y 1142), ein Mann, 
der durch seine philosophischen Grundsätze eben so, wie
	        
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