Allgemeine Geschichte Europa's. 
266 
entlassen, und in eigner Person den Oberbefehl der Land- 
und Seemacht übernommen. Zugleich ward an demselben 
Tage eine Proclamation des Königs bekannt gemacht, die 
französischen, durch Madrid nach Cadir ziehenden, Truppen 
als Verbündete zu behandeln. 
Doch schon am 19 Marz erschien eine Erklärung Karls 4 
worin er, „ seiner eingewurzelten Gebrechlichkeiten halber, 
der schweren Last der Regierung entsagte," und am 20 
Marz meldete der König dem Kaiser in einem zweiten Schrei¬ 
ben, er habe, wegen seiner schwankenden Gesundheitsum- 
siande, die Regierung niedergelegt und sie dem Prinzen von 
Asturien überlassen; er werde nun ein milderes Klima zu 
seinem künftigen Aufenthalte wählen. — So schien, durch 
eine freiwillige Handlung des alternden Vaters, Ferdi¬ 
nand 7 — wie sich nun der Prinz von Asturien nannte — 
den Thron bestiegen zu haben, und nur der Rath von Ka¬ 
stilien batte bei der Einregistrirung des Decrcts Karls 4 
einige Schwierigkeiten in Hinsicht der Form gemacht.. Seine 
erste öffentliche Handlung war am 20 Marz die Einziehung 
des großen Vermögens des Friedensfürsten zum Besten der 
Krone. Dieser gestürzte Günstling ward am 23 Marz nach 
dem Schlosse von Villaviciosa abgeführt, wo er bis zum 20 
Apr. blieb, au welchem Tage er auf höher» Befehl einem 
französischen Obersten übergeben ward. Doch kam an dem¬ 
selben Tage, an welchem Ferdinand der 7 seinen Einzug in 
Madrid hielt, am 24 Marz, auch der Großherzog von Berg 
mit einem Theile des französischen Heeres daselbst, und der 
französische General Monthiou in Aranjuez bei Karl 4 an. 
Das Corps des Generals Dupont wurde nach Scgovia 
und Escurial verlegt. Am 25 hielt der Großhcrzog Muste¬ 
rung über seine Truppen, und ain 26 besuchte er Karl 4 zu 
Aranjuez. Ein weitläufiger Briefwechsel Karls 4 und seiner 
Gemahlin mit dem Großherzoge zeigte eben so stark das In¬ 
teresse, mit welchem sie sich für das Leben und die Freiheit 
des Friedensfürsicn verwandten, als die Verlegenheit und 
Hülfslosigkeit des entthronten Königspaares *). 
*) Dieser Briefwechsel wurde im Moniteur erst auf Veranlassung