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z. Bilb: Die Mohnfelder von Xarahissar.
„Mohn-Schwarzschloß" heißt wörtlich übertragen Afiun-Uarahissar. So
charakteristisch für die Stadt die starren schwarzen Trachytpfeiler, die ihr die
eine Hälfte des Namens geliehen haben, so eigenartig auch die weiten, die
Stadt umschließenden Mohnfelder, welche zur anderen Hälfte die Namengebung
erklären.
Ein farbenfrohes Gemälde ist es, das die Landschaft ziert. Wir stehen
im Frühjahr, und die blühenden Llumenreihen, hier matt violett, dort grünlich-
blau, hier flammend rot, dort zart weiß, zeichnen Farbentöne, so prächtig,
so zauberisch, daß man einen gewaltigen Teppich, gemustert von geheimer
Wunderhand, vor sich wähnen möchte. Man begreift bei solchem Anblick, wie
der Grientale die lebhafte Farbenführung bei so vielen seiner kunstgewerblichen
Arbeiten der Natur selbst ablauschen konnte.
Die Gewinnung des bräunlichen, aus den Mohnköpfen stammenden Saftes,
der zur Bereitung des als Genuß- wie als Heilmittel so geschätzten Opiums
dient, hält hunderte über hunderte in Atem. Ein guter Teil des Wohlstandes
der Stadt hat in „Afiun" Ursprung und stete Nahrung.
Sind die Mohnköpfe halb gereift, schreiten lange Reihen von Frauen
und Uindern die Felder entlang. Da das Geschäft der Mohnernte keinen
Kraftaufwand, aber desto mehr Geduld verlangt, widmen sich ihm selten die
Männer. Mit einem Messerchen werden die Mohnköpfe behutsam geritzt.
Der aus dem Schnitt hervorquellende Saft verdichtet sich innerhalb mehrerer
Stunden. Der harzartige Tropfen wird dann mit einem Holzstäbchen abgekratzt.
In Gestalt von kleinen Kügelchen, die in Weinblätter gewickelt sind, bringt
man das Gpium zu Markt. Ein bescheidener, winziger Tropfen fließt aus
jeder pflanze. Und zweimaliges Lücken ist nötig, um ihn einzuheimsen. Wie-
viel Ausdauer gehört also dazu, um ein Kilo Opium zu sammeln, das auf
dem dortigen Markte acht bis zehn Mark wertet!
Lange hängen unsere Augen am Farbenreichtum der Mohnfelder. Wie
mögen diese aber in Eintönigkeit erstarren, wenn die bunten Mohnpflanzen
gedörrt und ihre Stengel von der Sommersonne verbrannt sind. Das Erdbraun
der baumkargen Ebene steht dann in melancholischer Eintracht mit den düsteren
Tönen der drei kahlen Trachytfelsen, die das Wahrzeichen des Stadtbereichs
von Afiun-Uarahissar bilden.
4. Bilb: Freiherr v. d. Goltz berichtet in seinem Buch*):
Am 27. November 1892 lief der erste Zug der Anatolischen Eisenbahn,
mit Blumen und ottomanischen Fahnen geschmückt, in den Bahnhof von Angora
ein und eröffnete das so lange verschlossene Innere Anatoliens dem Welt-
verkehr. Noch vor wenig Jahren hielt man das Geschehene, bei der miß-
trauischen Abneigung aller orientalischen Regierungsgewalten gegen das vor-
dringen moderner Verkehrswege in das von ihnen beherrschte Gebiet, für
eine Unmöglichkeit, heute setzt sich der Schienenweg schon über Kutahia bis
Konia fort' die Weitersührung nach Eäsarea und zum Golf von Iskenderun
ist nur noch eine Frage der Zeit. Eher die Fülle der Projekte, von denen eins
das andere verdrängte, als ein Mangel daran, war schuld, daß die Tatsachen
*) „Knatolische Ausflüge."