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Achter Zeitraum.
einigen, durch welches die Rechte des Königs mit dem Wohle
der Nation ausgeglichen und beide vereinigt werden sollten.
Sie erklärten die Sache Ludwigs 16 für die gemeinsame
Sache aller Könige, und beschlossen, diese aufzufordern,
mit vereinigten Kräften dahin zu wirken, daß Ludwig 16 in
volle Freiheit gesetzt würde, um seinem Reiche diejenige Ver¬
fassung zu geben, welche er der Majestät seiner Krone und
dem Wohle seines Volkes angemessen finden würde. Zu die¬
sem Zwecke wollten sie ihn mit ihrer ganzen Macht unter¬
stützen.
Noch war der Krieg nicht erklärt; französische und östrei¬
chische Truppen bewachten aber bereits die gegenseitigen Gren¬
zen in Belgien und am Rheine. Die milde Gesinnung Leo¬
polds 2 bewog ihn damals noch zu der schonenden Erklä¬
rung, daß er auch in Zukunft Freund und Bundesgenosse des
französischen Volks seyn wollte, sobald man nur die Würde
Ludwigs 16 und die Rechte der teutschen Fürsten im Elsaß
wieder hergestellt haben würde. Dagegen erklärte aber die
Nationalversammlung, daß in die innern Angelegenheiten
Frankreichs keine auswärtige Macht sich zu mischen habe,
und daß sie den beeinträchtigten teutschen Fürsten Entschä¬
digung gebcn wolle; daß sie aber in dem Umfange des neu
gestalteten Reichs keine fremde Oberhoheit anerkennen könne.
So stieg die gegenseitige Spannung immer höher.
Oestreich und Preußen traten im Februar 1792 zu
einem Vertheidigungsbündnisse zusammen, in wel¬
chem sie sich zur Erhaltung der teutschen Reichsverfassung,
zur Bekämpfung der französischen Revolution und zur Er¬
richtung einer freien Constitution in Polen vereinigten. Die
Nationalversammlung ließ Truppen an den teutschen und
italienischen Grenzen unter Lafayette, Rochambeau
und Luckner zusammenziehen. Nun verlangte die Natio¬
nalversammlung von Leopold 2 eine ausreichende Erklä¬
rung über sein Verhältniß zu den Franzosen und zu den
Emigranten. Fürst Kaunitz gab sie (18 Febr.) in Leo¬
polds 2 Namen, und nach Leopolds schnellem Tode ward
sie von dessen Nachfolger, Franz 2, (l8 Marz) bestätigt.