Object: Deutsche Geschichte der Neuzeit (Teil 2)

5 
2 
306 
II. Der Landwirt in Familie und Besitztum. 
verursachte „Langeweile“ so leicht zu sittlich und gesundheitlich ver— 
werflichen Äusschreitungen. Anderseits verlangen Körper und Geist 
nach der Arbeit eine regelmäßige Ruhe und Erholung. Ohne diese 
würden die Leistungsfähigkeit und die Widerstandskraft bald Schaden 
leiden und sich überniäßige Reizbarkeit, Abspannung, Schlaflosig— 
keit, Kopfschmerz sowie vorzeitiger Kräfteverfall und frühes Alter 
einstellen. 
So fordert die Pflege der Gesundheit ein richtiges Verhältnis 
zwischen Arbeit und Ruhe, Tätigkeit und Erholung. Jedoch lassen 
fich hierfür allgemeine Vorschriften nicht aufstellen, weil Arbeitskraft 
und Erholungsbedürfnis bei allen Menschen verschieden sind. Vor 
allem ist es fsür die Gesundheit nicht gleichgültig, in welcher Art 
die neben der Schlafzeit uns übrig bleibenden Ruhestunden ausgefüllt 
werden. 
2. Geistige Anregung auf der einen, Naturgenuß auf der 
andern Seite verschönern allen gebildeten Menschen die Erholungs— 
zeit. Namentlich sollte derjenige, den sein Beruf zur körperlichen An— 
ftrengung und Bewegung in freier Luft nötigt, seinem Körper in den 
Freiflunden Ruhe gönnen und seine Zerstreuung vorzugsweise in geistiger 
Änregung, d. h. in verständiger Unterhaltung, im Lesen nützlicher Bücher, 
in der Betrachtung schöner Bilderwerke oder in musikalischen Genüssen 
fuchen. Wer dagegen vorwiegend geistig beschäftigt ist und seine Arbeits⸗ 
zeit stehend oder sitzend in geschlossenem Raume zubringen muß, sollte 
in der Freizeit seinem Körper Bewegung verschaffen und durch zweck⸗ 
mäßige Leibesübungen, wie Turnen, Rudern und dergleichen, die 
Muskeln stählen und durch Aufenthalt in der freien Natur seinen 
Atmungswerkzeugen frische, reine Luft zuführen. Wo aber durch körper⸗ 
liche Leiden oder Gebrechen die Gesundheit bereits beeinträchtigt ist, da 
muß ärztlicher Rat die Anleitung geben, wie die Erholungsstunden 
nützlich angewendet werden. 
3. Auch die Geselligkeit gewährt eine angenehme und der Ge— 
sundheit nicht schädliche Erholung, sofern sie auf ein richtiges Maß 
beschränkt bleibt. Der Gedankenaustausch mit anderen Menschen regt 
den Geist vorteilhaft an und erweitert den Gesichtskreis des einzelnen. 
Die Milteilung eigener Empfindungen und Erlebnisse ist überdies den 
meisten ein Bedürfnis und erfordert eine gesellige Aussprache. Nur 
wenn das gesellige Zusammensein mit Unmäßigkeit verbunden ist, wenn 
babei Leidenschafien erregt werden (z. B. durch Spiel) und dem Körper 
der notwendige Schlaf entzogen wird, ist Geselligkeit ebenso verderblich 
wie Überanstrengung. Dann beeinträchtigt sie die Leistungskraft, macht 
den Menschen unlustig zur Arbeit und führt zu Krankheiten und vor— 
zeitiger Abnutzung des Körpers und Geistes. 
Nach dem „Gesundheitsbüchlein“ des Kaiserlichen Gesundheitsamts. 
Eine Krankheit verhüten ist leichter als sie heilen. 
Arbeit, Mäßigkeit und Ruh' 
schließen dem Arzt die Türe zu.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.