Zoroasterö Meligion.
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bels, das in so verschiedenen Gestalten die Menschheit
drückt. Es kann bis jetzt freilich noch nicht geschichtlich
ausgemittelt werden, ob er der Schöpfer der Philosophen^
war, die er darüber aufstellte, oder ob er bereits altere,
namentlich indische. Sagen benutzte, und vielleicht selbst ein
Zögling indischer Weisheit war. Nur so viel erhellt: das
Gebäude seiner Religion und seiner Staatskunst beruht auf
der Lehre von einem guten und einem bösen Gr u n d-
wesen, den Quellen aller Erscheinungen des Guten und
Bösen auf der Erde. Diese Grundlage des ganzen Systems
erhielt aber von ihm diejenige Beziehung und Anwendung,
welche ein Gesetzgeber, unter Zoroasters örtlichen Ver¬
hältnissen, davon machen konnte.
Aus dem Urwesen, der Zeit ohne Grenzen, dem in
Herrlichkeit wohnenden Wesen, dem Urlichte (Zeruane ake-
rene), entspringen ursprünglich zwei gleich gute Wesen
Ormuzd und A h r i m a n. A h r i m a n sinkt, durch Feind¬
schaft gegen Ormuzd, von seiner Reinheit, und wird von
der Zeit ohne Grenzen auf 42,000 Jahre zur Bewohnung der
Finsterniß verdammt. So entstanden die beiden entgegenge¬
setzten Reiche des Lichtes und der Finsterniß. In
jenem herrscht Ormuzd, der Urheber und Verbreiter alles
Guten; in diesem Ahriman, der Quell alles sittlichen und
physischen Uebels. Den Thron des Ormuzd umgeben sieben
A m sch a sp a n d s, die Fürsten des Lichts; unter diesen ist
Ormuzd selbst der erste. Ihnen sind untergeordnet die
Jzeds, die Geister aller einzelnen Arten des Guten.
Auf ähnliche Weise ist das Reich der Finsterniß unter
Ahriman gestaltet. Seinen Thron umgeben die obersten
sieben*) Dews, die Fürsten des Bösen; er selbst ist der
*) Die Zahl Sieben war bei den Persern eine heilige Zahl,
vielleicht von der Zahl der Planeten entlehnt. Unter den sechs
Amschaspands (außer dem Ormuzd) dachte man die Per-
sonificationcn der sechs H a u p t e i g e n sch a ften des Ormuzd :
Güte, Wahrhaftigkeit, Gerechtigkeit, Fülle, Weisheit, Selig¬
keit; unter den sechs obersten Dews die sechs Haupttigen-
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