418 Erster Zeitraum. 
Denn die Verssassung Phöniciens war eine Städte- 
Verfassung; d. h. es gab nie E i n abgeschlossenes Gan¬ 
zes, welches man den p h önicisehen Staat hatte nen¬ 
nen können, sondern jede einzelne bedeutende Stadt, mit 
Einschluß ihres Gebietes, hatte ihre eigene Verfassungs¬ 
und Verwaltungsform, an deren Spitze entweder, wie in 
Damascus und den andern syrischen Städten, ein sogenann¬ 
ter kleiner erblicher König stand, oder ging bald in eine 
r e p n b l i k a n i sch e Staatsform über, z. B. das jüngere 
Tyrus, das nicht Königen, sondern Suffeten, (obersten 
Magistraten,) gehorchte. Ob nun gleich in diesen Städten 
häufige politische Gährungen entstanden, wie dies die Aus¬ 
wanderungen der Unzufriedenen bezeugen, die Anfangs sich 
an der phönicischen Küste ansiedelten, bis diese so vollzäh- 
lich besetzt war, daß sie nothgedrungen entferntere Ko¬ 
lonien gründen mußten; und obgleich diese Städte keine ge¬ 
meinschaftliche, weder monarchische noch republikani¬ 
sche, Regierung umschloß; so fanden doch zwischen den 
einzelnen phönicischen Städten gewisse Bündnisse statt, 
die in bedenklichen Fallen wahrscheinlich in allgemeine 
Verbindungen übergingen, wiewohl sie auch bisweilen 
bei drohenden Gefahren ihr Interesse von einander trennten 
und sich zu keiner gemeinschaftlichen politischen Maasregel 
vereinigten. An der Spitze des phönicischen Bundes stand 
jedesmal die bedeutendste Stadt; Anfangs Sidon, in der 
Folge Tyrus; eine Maasregel, welche auch auf die phö¬ 
nicischen Kolonieen in Afrika und Spanien übergetragen 
ward, wo Karthago und Gades (Cadir) die ersten 
Stellen unter den phönicischen Pstanzstädten behaupteten, 
weil Kolonieen gewöhnlich mehr oder weniger die politische 
Verfassung des Mutterlandes nachahmen. — Die Könige 
in den phönicischen Städten, die selbst in dem persischen 
Zeiträume, aber als zinsbare Fürsten, fortdauerten, waren 
freilich nicht Regenten im Geiste eines babylonischen Despo¬ 
ten; denn die höhere Thätigkeit, der unternehmende Geist 
der Phönicier, besonders aber, daß sie ihr unfruchtbarer Bo¬ 
den und ihr Klima vor einer babylonischen Verweichlichung 
bewahrte, bewirkte zugleich, daß hier kein Despotismus ge-
	        
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