Das Kolonialsystem der Phönicier. 121
dus phönicischen Ursprungs; auf der Insel Thasos an
der thracischeu Küste hatten sie Bergwerke, deren Gange
und Gruben Herodot besuchte; selbst am schwarzen Meere,
und in den Gebirgen von Pistdien und Karien fanden sich
Spuren von Niederlassungen der Phönicier, die sie aber
von selbst aufgegeben zu haben scheinen, als sie die Macht
der Griechen verstärkte, und diese die Inseln des Archipela¬
gus und die Küsten von Vorderasien besetzten.
An den Ufern des Nils duldeten die Aegypter keine
Fremden; dort batten also auch die Phönicier keine Kara-
vansereien. Bevor aber Aegypten sich unter Psammetichus
zu einer eigenen selbstständigen Macht ründete, scheinen sie
Antheil am alten Karavanenhandel in Afrika gehabt zu
haben; denn eine alte Sage beim Di odor legt die Er¬
bauung von Theben in Oberägypten dem phönicischen
Herkules bei, und Herodot meldet, daß ein Theil von
Memphis von Phöniciern bewohnt gewesen sey. —
An den Küsten von Italien scheinen im fernen Alter¬
thume die Etrusker alle fremde Ansiedelungen verhindert zu
haben, so wie späterhin die Karthager durch die Römer
davon abgehalten wurden. Dagegen hatten die Phönicier
Niederlassungen auf Maltha, Sicilien und Sardi¬
nien, Stationen auf ihrem Wege nach Spanien, die aber,
als Karthago mächtig ward, in dessen Hände fielen. Die
Besetzung der balkarischen Inseln, deren Di odor ge¬
denkt, scheint wegen der phönicischen Kolonieen in Spa¬
nien nöthig gewesen zu seyn. Denn eben in Spanien war
ihre wichtigste auswärtige Besitzung, und zwar von
der Mündung des Guadalquivirs bis nach
Gibraltar, und selbst bis an die Grenzen von Grenada.
Die in diesen Gegenden einheimischen Völkerstämme ver¬
mischten sich allmählig mit den Phöniciern, deren Nieder¬
lassungen unter dem Namen: Tartessus, Gades (das
spätere Cadir) und Carteja (in der Nähe von Algesi-
ra s) — mit Einschluß der schon erwähnten Säulen des
Herkules bekannt find. Die Phönicier hüllten selbst vor
der: Asiaten ihre spanischen Besitzungen ins Dunkel, um