Heeres nicht bloß stand hielten, sondern sogar vorwärts drangen,
wurde nach und nach fast das ganze römische Heer eingeschlossen
und erlitt eine furchtbare Niederlage. 50 000 Römer lagen tot,
unter ihnen der andere Feldherr, gegen dessen Rat die Schlacht unter¬
nommen worden war.
Diese furchtbare Niederlage bei Cannä schlug den Mut aller
Römer nieder. Die Stadt Rom war in allgemeiner Trauer, denn
es war fast kein Haus, das nicht einen Sohn oder Verwandten zu
betrauern hatte. — Hannibal war Herr von Unteritalien, und hätte
er jetzt Unterstützung von Karthago aus erhalten, Rom wäre selbst
verloren gewesen. Denn sein Heer hatte durch die vielen Schlachten
auch sehr gelitten, und in den ausgeplünderten Gegenden konnte er
keine Lebensmittel mehr auftreiben. Er war erschöpft; und in Kar¬
thago waren die habsüchtigen Kaufleute unzufrieden, daß er noch
immer Geld und Soldaten verlange und nicht vielmehr Geld schicke.
Hannibal suchte sich daher durch Bündnisse mit Sizilien und
Makedonien zu stärken. Allein Marcellus, ein tapferer und kluger
Feldherr, schlug den Hannibal in mehreren Treffen und eroberte
Sizilien. Die Hauptstadt der Insel, Syrakus, hielt sich am längsten
gegen die Angriffe und Belagerung der Römer, besonders durch die
kunstreichen Erfindungen eines Mannes, des Archirnedes. Er war
ein äußerst sinnreicher Kopf. hatte viele wichtige mechanische Werk¬
zeuge erfunden, wodurch man mit geringen Kräften die schwersten
Lasten hob; er hatte Wurfmaschinen verfertigt. womit man Steine
und Feuerkugeln auf die Feinde und ihre Schiffe hinabwarf. Ja,
man erzählt, er habe mit großen Brennspiegeln von der Mauer
herab die römischen Schiffe in Brand gesteckt.'— Doch nach zwei¬
jähriger Belagerung mußte sich die Stadt ergeben. Marcellus, der
römische Feldherr, hatte zwar befohlen, des Archimedes zu schonen.
Dieser aber, ohne noch davon gehört zu haben, daß die Stadt ein¬
genommen sei, saß am Boden mit einer Tafel, worauf Sand ge¬
streut war, und zeichnete im Nachdenken vertieft Kreise und andere
Figuren. — Ein römischer Soldat stürzt herein und fragt nach
Schätzen. Archimedes ruft ihm ängstlich zu: „Zertritt mir meine
Zirkel nicht!" und der Soldat, ohne weiter zu fragen, wer er sei,
durchstößt ihn mit seinem Schwerte.
5. Endlich hatten die Karthager beschlossen, dem Hannibal
Hülse zu schicken. Sein Bruder führte das neue Heer und war
schon glücklich über die Pyrenäen und Alpen hinüber, als er ge¬
schlagen wurde. Eines Morgens warfen die Römer dem Hannibal
über die Wälle feines Lagers einen Kopf, — es war der Kopf seines
Bruders. Da verzagte Hannibal. „Jetzt seh ich Karthagos Schick¬
sal !" rief er.
Er ward in Unteritalien immer mehr beschränkt; die Erobe¬
rungen in Spanien gingen an die Römer verloren, und endlich
schiffte der Sieger Spaniens, der junge Scipio, von Sizilien aus
nach Afrika über. Hier fand sich kein bedeutendes Heer. Scipio
durchzog daher, ohne Widerstand zu finden, das ganze feindliche
Land, eroberte eine Stadt nach der andern und nahete den Thoren