Object: Griechische und römische Geschichte, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Mittelalters (Teil 1)

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Deutsche Geschichte. 
Mainz, Cöln und Trier, der König von Böhmen, der Pfalzgraf 
bei Rhein, der Herzog von Sachsen und der Markgraf von Branden- 
bürg wurden als Kurfürsten anerkannt; die letzten vier waren zugleich 
die Inhaber der Reichsämter des Erzmundschenken, des Erztruchseß, des 
Erzmarschalls und Erzkämmerers. Den Kurfürsten wurden wichtige Vor- 
rechte zugesprochen: ihre Lande sollten unteilbar sein, sie erhielten die 
höchste Gerichtsbarkeit in ihren Gebieten und andere Hoheitsrechte. 
Karl IV. zog auch nach Italien und erhielt die Kaiserkrone. Im 
Jahre 1378 starb er. Sein ältester Sohn Wenzel, der ihm als deutscher 
König folgte, erhielt Böhmen und andere Gebiete, sein zweiter Sohn 
Mml Sigmund Brandenburg. Letzterer erwarb bald darauf durch seine Heirat 
mit einer ungarischen Prinzessin Ungarn, was einen gewaltigen Macht- 
zuwachs für das Haus Luxemburg bedeutete. 
Die Zeit Wenzels, 1378 — 1400, und Ruprechts, 1400 — 1410. 
§ 87. Wenzel. König Wenzel war von Natur nicht ohne Gaben, 
aber ein sehr schlaffer und träger Fürst, der, je länger er regierte, 
desto mehr über Jagd und Trunk seine Pflichten als Herrscher ver- 
nachlässigte. In die Verhältnisse des Reichs versuchte er nur zeitweise 
und ohne dauernden Erfolg einzugreifen; selbst in Böhmen konnte er sich 
nicht gegen Auflehnung schützen und wurde sogar eine Zeitlang von dem 
empörten Adel gefangen gehalten. Im Jahre 1400 setzten ihn die Kur- 
fürsten endlich ab. 
Sie wählten den Kurfürsten Ruprecht von der Pfalz, der zwar ein 
tüchtiger Mann war, aber der nötigen Macht entbehrte und sich zehn 
Jahre lang vergeblich abgemüht hat, die Ordnung im Reiche und die 
königliche Gewalt wiederherzustellen. 
In jener Zeit, wo die Macht des deutschen Königtums so gering 
und der Zusammenhang des Reiches so lose war, standen die größeren 
Fürstentümer, die Städtebünde, der Deutsche Ritterorden und 
die Schweizer Eidgenossenschaft im Vordergrunde der deutschen 
Geschichte. 
§ 88- Die Fürstentümer. Unter den deutschen Fürstenhäusern 
jener Zeit ragten neben den Luxemburgern, welche im Besitz der Krone 
und der böhmischen und brandenburgischen Kurwürde waren, zunächst die 
Wittelsbacher hervor, welche ein Kurfürstentum, die Pfalz, und das 
Herzogtum Bayern besaßen. Neben ihnen stand das Haus Wettin, 
welches die Landgrafschaft Thüringen und die Mark Meißen inne hatte
	        
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