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I. Geschichte. 
10. Rückkehr nach Wittenberg. Manche Anhänger Luthers verstanden einzelne 
Stellen der heiligen Schrift nicht richtig. Sie wollten schon hier auf Erden ein Reich 
Gottes aufrichten, die Messe sogleich abschaffen und aus den Kirchen alle heiligen- 
bilder entfernen. Besonders verwarfen sie die Taufe der Kinder und forderten, daß 
die Erwachsenen nochmals getauft würden. Man nannte sie deshalb „Wiedertäufer", 
während Luther auf der Wartburg weilte, kamen solche Wiedertäufer nach Witten¬ 
berg. hier drangen sie in die Gotteshäuser ein und zerstörten die Bildsäulen und Ge¬ 
mälde. Als Luther davon hörte, ließ er sich auf der Wartburg nicht länger zurück¬ 
halten. Er eilte nach Wittenberg und predigte, bis er den „Bildersturm" gestillt hatte. 
Dann begann er wieder, an der Universität zu lehren, und fuhr fort, die Bibel zu über¬ 
setzen. Die Sprache, die er hierbei gebrauchte, konnte jedermann verstehen, so daß die 
deutsche Bibel sich schnell verbreitete. Auf diese weise ist er der Begründer der 
neuhochdeutschen Sprache geworden, die noch jetzt gesprochen und geschrie¬ 
ben wird. Luther schrieb ferner den Großen und den Kleinen Katechismus. Er dichtete 
auch zahlreiche Kirchenlieder, von denen „Eine feste Burg ist unser Gott" das bekannteste 
ist. Auch die Melodien fand er dazu, und bald wurden seine Lieder in den meisten 
Kirchen Deutschlands gesungen. 
Bei seinen Arbeiten wurde Luther von zahlreichen Freunden unterstützt, von ihnen war 
der milde Philipp Melanchthon der gelehrteste. Lr wurde als Sohn eines Waffenschmieds 
im Jahre 1497 geboren. Schon im Alter von 21 Jahren kam er als Professor der griechischen 
Sprache nach Wittenberg, wo er sich eng an Luther anschloß, wegen seiner großen Gelehrsamkeit 
erhielt er den Ehrennamen,.Lehrerveutschlands". Er starb 14Iahre nach Luther in Wittenberg.— 
Andre hervorragende Mitarbeiter Luthers waren IustusIonas und Johann Bugen Hagen. 
11. Luther im Kresse seiner Familie. Im Jahre 1525, im Alter von 42 Jahren, 
verheiratete sich Luther, viele Geistliche folgten seinem Beispiele. Luthers Frau, Katha¬ 
rina von Bora, stammte aus einem armen adeligen Geschlechte und war schon als 
Kind dem Kloster übergeben worden. Sie entfloh mit noch andern Nonnen und fand 
in Wittenberg eine Zuflucht. Iper lernte sie Luther kennen. Im Kreise seiner Familie 
und im Verkehr mit zahlreichen Freunden fand Luther Erholung von seiner anstrengen¬ 
den Tätigkeit. Die Musik wurde eifrig gepflegt; Luther selbst verstand die Laute zu 
spielen. Seinen Kindern war er ein zärtlicher Vater. Bei der Erziehung sollte, wie er 
sagte, „der Apfel immer bei der Rute sein". 
12. Luthers Tod. Obgleich Luther schon seit längerer Zeit leidend war, reiste er 
im Winter 1546 mit seinen Söhnen und seinem Freunde Bugenhagen nach Eisleben. 
Die Grafen von Mansfeld hatten ihn gebeten, einen Erbftreit zwischen ihnen zu schlichten. 
Dort in seiner Vaterstadt predigte er auch noch mehrmals. In der Nacht zum 18. Fe¬ 
bruar 1546 nahm seine Krankheit jedoch eine schlimme Wendung. Als er sein Ende 
herannahen fühlte, sprach er dreimal: „Vater, in deine k)ände befehle ich meinen Geist." 
Sein Leichnam wurde unter großen Feierlichkeiten nach Wittenberg übergeführt und dort 
in der Schloßkirche beigesetzt. 
II. Der Bauernkrieg. 
Die Lage des Bauernstandes war in den letzten Iahrhunderten immer schlechter geworden. 
Der Bauer mußte mit seinen Familiengliedern und mit seinen Zugtieren oft mehrere Tage der 
Woche auf dem Gutshofe unentgeltlich arbeiten (Hand- und Spanndienste). Außerdem hatte 
er allerlei Abgaben an Vieh und Feldsrüchten an den Gutsherrn zu entrichten. Daher war
	        
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