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Erster Zeitraum.
Selbst auf dem Laufe und dem Ursprünge der beiden
Hauptstüsse des nördlichen Afrika's ruhte lang ein unauf¬
lösliches Dunkel. Was den Lauf und Ursprung des Nils
außerhalb Aegyptens betrifft; so hat erst Bruce in neuern
Zeiten zu zeigen gesucht, daß sein Ursprung nicht oberhalb
des eilften Grades der nördlichen Breite zu suchen sey. Er
hat aber die Schwierigkeit dieser Untersuchung nicht ganz
gehoben, weil der Nil aus der Vereinigung mehrerer
Flüsse in Aethiopien sich bildet, von denen der eine (der
weiße Strom —der A st apuö der Alten) tief aus dem
innern Afrika kommt. — Noch schwerer laßt sich der Lauf
des Nigers mit Bestimmtheit angeben, der sogar von den
neuern Geographen öfters mit dem Senegal verwechselt
ward. Selbst die Nachrichten des Plinius und Ptole¬
rn aus über den Niger sind zu widersprechend, als daß sie
vereinigt werden könnten. Auch darf der Gambia, der
südlicher, als der Senegal, ins Meer sich ergießt, nicht
damit verwechselt werden. — Schon durch diesen Mangel
an schiffbaren Flüssen und durch den Mangel aller tief ins
Land eindringenden Meerbusen, waren die Bewohner des
i n n e r n A fr ika ' s abgeschnitten von der übrigen Welt,
und gesichert vor den Stürmen der Eroberungen, aber auch
zugleich außer die Berührungspunkte einer fortschreitenden
Entwickelung und gesellschaftlichen Fortbildung gebracht.
Nur friedliche Karavanen mögen von Norden aus, beson¬
ders im Alterthume, bis ins mittlere Afrika vorgedrungen
seyn.
45.
A e t h i o p i e r.
Diesseits der felsigen westlichen Ufer des arabischen
Meerbusens bis nördlich an die große Wüste, die mitten
durch Afrika geht, waren in Afrika schon im fernen Alter¬
thume die Wohnsitze von Völkerstammen, die unter dem
allgemeinen Namen der a t h i o p i s ch e n Völker erschei¬
nen, und, ihrer Lebensart und ihrem Aufenthalte nach,
unmöglich als Ein Volk, oder als Ein Völkerstamm gedacht