Erster Zeitraum. 
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meisten davon unterrichtet waren, erhielt und niederschrieb. 
Bei seiner eigenen Glaubwürdigkeit kommt alles darauf 
an, zu bestimmen, was die Priester, nach der Art und 
Weise, wie die ältesten geschichtlichen Nachrichten in Ae¬ 
gypten sich erhielten und fortpflanzten, von der frühern 
Geschichte des Landes wissen konnten? -— Die 
früheste Geschichte der Aegypter ist, wie bei andern Völ¬ 
kern, Sagengeschichte; bei Aegypten findet aber noch 
das besondere Verhältniß statt, daß sie durch mächtige 
Denkmäler der'Kunst des Alterthums versinnlicht ward, mit 
welcher Hieroglyphenschrift auf diesen alten Kunstwerken in 
genauester Verbindung stand. Ob sich nun gleich für uns 
der Schlüssel zu Entzifferung der Hieroglyphenschrift verlo¬ 
ren hat, so daß wir nicht einmal zu bestimmen vermögen, 
wie viel ehemals durch diese Schrift sich ausdrücken ließ; 
so ist doch so viel entschieden, daß sie ungleich u uv oll¬ 
komm ner blieb, als die Buchstabenschrift. Selbst 
die, wie es scheint, ziemlich beschankte Anzahl der Hiero¬ 
glyphen, welche sich auf den noch vorhandenen ägyptischen 
Denkmälern findet, muß den Verdacht erregen, daß nur 
ein enger Kreis von Begriffen durch sie bezeichnet werden 
konnte, und daß die durch Hieroglyphenschrift aufbewahrten 
Nachrichten der ägyptischen Priester nur sehr allgemeine 
Nachrichten waren, durch welche keinesweges eine an dem 
Faden des - innern Zusammenhanges angereihete Geschichte 
fortlaufen konnte. — Noch mehr ward der Gebrauch der 
Hieroglyphenschrift durch die Art und Weise erschwert, 
w i e mau sich derselben bediente. Mit Hieroglyhen laßt sich 
eigentlich nicht schreiben; sie müssen gemahlt oder eiugc- 
graben werden. Ob nun gleich ihr Gebrauch eiuen gewissen 
Grad der Kultur der bildenden Künste voraus setzt; so leuch¬ 
tet doch auch eiu, daß sie nicht für Bücher, sondern nur 
für öffentliche Denkmäler passen. So wurden sie 
auch in Aegypten gebraucht, wie uns noch jetzt die Obe¬ 
lisken verkündigen, die aus dem ägyptischen Alterthume 
übrig geblieben sind. Wenn nun gleich wahrscheinlich die 
Inschriften auf diesen öffentlichen und andern Denkmälern 
nicht ausschließend geschichtlich gewesen sind; so
	        
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