Erster Zeitraum. 
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Würdigt man alle diese Puncte genauer; so scheint daS 
Ergebniß daraus hervorzugehen, daß die ägyptischen Prie¬ 
ster zu Herodots Zeiten von der frühesten Geschichte ihres 
Landes aus d e m Zeiträume vor dem P sam m e t i - 
chus wenig mehr wußten, als die Hieroglyphen auf den 
öffentlichen Denkmälern ihnen sagten, daß sie aber MehrereS 
in denselben selbst nicht mehr verstanden, und ihnen des¬ 
halb einen willkührlichen Sinn unterschieben mußten, oder 
auch, daß die darüber vorhandene Ueberlieferung auf sie 
mit mannigfaltigen Zusätzen gekommen war. — Aus d i e- 
sem Gesichtspuncte muß die beim Herodot befindliche 
agyptisch e Kö nig s g eschich te vor dem P sainme- 
tich ns aufgefaßt werden, welche wahrscheinlich nichts wei¬ 
ter, als eine Erklärung der Hieroglyphen des Haupttempels 
des Phtha (Vulkans) zu Memphis, und also eine Ge¬ 
schichte der Könige enthalt, die zu Memphis regiert haben 
sollen, ohne daß cs entschieden werden kann, ob sie ganz 
Aegypten beherrschten. Die Geschichte sangt (beim Hero¬ 
dot im 99sten Kapitel des 2ten Buches) mit Men es, 
dem ersten Erbauer dieses Tempels, an, und von jedem 
seiner Nachfolger wird erzählt, was er für die Erweiterung 
und Vervollkommnung desselben gethan habe; Könige aber, 
die nicht daran bauten, sondern andere Denkmäler hinter¬ 
ließen, wie die Erbauer der Pyramiden, hießen Un¬ 
terdrücker des Volkes und Verächter der Göt¬ 
ter, und von denen, die gar keine öffentlichen Denkmäler 
veranstalteten, wird blos der Name ausgeführt. Daher ist 
es wohl mit Grunde anzunehmen, daß die geschichtliche 
Kenntniß der Pr ester zu Memphis an ihrem Haupt¬ 
rempel hing; wobei nicht vergessen werden darf, daß 
sehr viele bildliche Erzählungen, z. V. von der Reise des 
Rh ampsinkt in die Unterwelt, und ähnliche, aus Hiero¬ 
glyphen hervorgegangen seyn müssen, und daß selbst das 
Bestreben bei den ägyptischen Priestern sich verrieth, manche 
ihrer ältern Mythen zu gräcisiren, d. h. griechische und 
ägyptische Mythologie in Uebereinstimmung zu bringen. — 
Nicht minder schwierig ist die Mischung des Geschichtlichen 
und Astronomischen in den ägyptischen Mythen, weil sie sich
	        
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