Erster Zeitraum.
darstellen wollen; man vergißt aber, daß die Aegypter nicht
allein im Alterthume von dieser Baulust ergriffen wur¬
den. Wer vermag das Alter und den Anfang der chine-
si sch e n Mauer, die Aufführung der ältesten i n d i seh c u
Tempel und Kunstwerke, die noch jetzt das Erstaunen der
Europäer erregen, anzugeben? und waren die Denkmäler
der Baukunst, welche die Babylonier in ihrer Ebene
aufführten, weniger riesenhaft und weniger von der Folge¬
zeit bewundert, nur freilich minder dauerhaft, als die ägyp¬
tischen? Baute nicht jedes alte Ve«k aus dem ihm bequem¬
sten Stoffe, der Aegypter aus Steinen, die er in seinen
Granitgebirgen am rothen Meere bearbeiten und von da
ins Nilthal führen konnte, und der Babylonier aus Zie¬
geln? Sind nicht die Ueberbleibsel von Persepolis, von
Meroe, Arum und Az ab Beweise eines allgemeinen
Hanges alter Völker, durch Denkmäler der Baukunst ihren
Fleiß zu beschäftigen, und ihr Andenken auf die Nachwelt
zu bringen? — Je leichter der Anbau des Bodens in
Aegypten war; je starker die Zahl dieses, durch keine Kriege
und durch keine Kolonieen nach außen sich entladenden,
Volkes ward; desto mehr bedurfte eö einer Beschäftigung,
die es von seinen Königen durch die Anlegung der Pyra¬
miden erhielt, nachdem es bereits die in dem Nilthale un-
cntbchrlichen Kanäle und Damme erbauet hatte. Nur in
den ältesten Zeiten wurden diese Obelisken und Pyramiden
ausgeführt; denn die spatere Zeit lehrte nützliche Gewerbe
treiben. Seit Psammetichus war die Verbindung mit dem
Auslande eingeleitet und angeknüpft; Handel und Völker-
verkehr stiegen höher, und so wird es erklärbar, wie ein
Volk bei einer vermehrten innern und äußern Thätigkeit
keine Pyramiden mehr errichtet. Diese Pyramiden selbst
scheinen Begräbn'ßdcnkmäler verehrter Todten zu seyn,
so wie die Trümmer von Persepolis an den Glanz der
Tod te n w o h n u n gen der persischen Könige erinnern.
Das Heilighalten der Todten und der Begräbnißplätze,
das allv.'i Böllern des Alterthums eigen ist, war besonders
für die Aegypter wichtig, welche die Leichname einbalsamir-
ten und auf das Ansehen ihrer Vorfahren so viel Werth