Metadata: Biographien und Monographien (Teil 2)

— 109 — 
verrichteten. Dieser letztere Umstand hatte dem Könige gezeigt, 
wie wichtig die Beihilfe des Kurfürsten für ihn sei, und um ihn 
noch fester an sich zu fesseln, sicherte er ihm in aller Form die 
Unabhängigkeit Preußens zu. Friedrich Wilhelm war indes aus 
den oben angeführten Gründen nicht geneigt, die Eroberungspläne 
des ohnehin mächtigen Nachbars noch ferner zu unterstützen, und 
trat deshalb in Unterhandlung mit Polen, das ihm im Jahre 
1657 durch den Vertrag zu Wehlau ebenfalls die Souve¬ 
ränität Preußens zugestand. Drei Jahre später kam es zum 
Frieden von Oliva, und der Wehlauer Vertrag wurde von 
beiden Parteien bestätigt. 
In Frankreich regierte damals der eben so prachtliebende 
und üppige wie stolze und herrschsüchtige Ludwig XIV. Dieser 
suchte die Ohnmacht und Zerrüttung des deutschen Reiches zu be¬ 
nutzen, um eine Landschaft des linken Rheinufers nach der andern 
in seine Gewalt zu bringen. Leider erkannten nur wenige Fürsten 
die von Westen drohende Gefahr in ihrem vollen Umfange, zu 
diesen wenigen aber gehörte Friedrich Wilhelm, Brandenburgs 
großer Kurfürst. Ohne sich lange zu bedenken, trat er in ein 
Bündnis mit dem Kaiser und rückte an der Spitze seiner Streit- 
fräste an- den Rhein vor. Da bewog Ludwig XIV, um sich den 
klugen und entschlossenen Gegner vorn Halse zu schaffen, die 
Schweden zu einem Einfall in die Mark, und bereitwillig kamen 
die letzteren der Aufforderung nach. In einer Stärke von 16 000 
Mann drangen sie unter Wränget in Brandenburg ein und 
hausten dort in wahrhaft greulicher Weise. Da brach der 
Kurfürst in Eilmärschen nach der Heimat auf, erschien unerwartet 
in Magdeburg und rückte mit einem Teile feiner Truppen auf 
Rathenow los, wo der Feldmarfchall Derfflinger ein Regi¬ 
ment schwedischer Dragoner überrumpelte. Auf die Kunde da¬ 
von zog Wrangel schnell seine Mannschaften aus ihren zerstreuten 
Quartieren zusammen. Der Kurfürst schickte den Prinzen von 
Hessen-Homburg ab, um die Feinde auf ihrem Marsche zu 
beunruhigen und aufzuhalten. Aber gegen feinen Befehl ließ 
sich dieser am 18. Juni 1675 bei Fehrbellin in ein hitziges 
Gefecht ein, und Friedrich Wilhelm sah sich genötigt, dem Be¬ 
drängten Hilfe zu bringen. Es war ein harter Kampf, den die 
Brandenburger, welche nur 5600 Reiter und 1000 Mann zu 
Fuß zählten, gegen den fast doppelt so starken Feind zu bestehen 
hatten. Doch vom General bis zum Gemeinen that jeder, was 
in seinen Kräften stand, und nach wenigen Stunden befand sich 
das gefürchtete Schwedenheer auf der Flucht. 
Nun galt e§L den Sieg zu verfolgen und dem Gegner Pom¬ 
mern zu entreißen. Eine Stadt nach der andern siel in die 
Hände des Kurfürsten, Wolgast, Stettin und selbst Stral-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.