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verrichteten. Dieser letztere Umstand hatte dem Könige gezeigt,
wie wichtig die Beihilfe des Kurfürsten für ihn sei, und um ihn
noch fester an sich zu fesseln, sicherte er ihm in aller Form die
Unabhängigkeit Preußens zu. Friedrich Wilhelm war indes aus
den oben angeführten Gründen nicht geneigt, die Eroberungspläne
des ohnehin mächtigen Nachbars noch ferner zu unterstützen, und
trat deshalb in Unterhandlung mit Polen, das ihm im Jahre
1657 durch den Vertrag zu Wehlau ebenfalls die Souve¬
ränität Preußens zugestand. Drei Jahre später kam es zum
Frieden von Oliva, und der Wehlauer Vertrag wurde von
beiden Parteien bestätigt.
In Frankreich regierte damals der eben so prachtliebende
und üppige wie stolze und herrschsüchtige Ludwig XIV. Dieser
suchte die Ohnmacht und Zerrüttung des deutschen Reiches zu be¬
nutzen, um eine Landschaft des linken Rheinufers nach der andern
in seine Gewalt zu bringen. Leider erkannten nur wenige Fürsten
die von Westen drohende Gefahr in ihrem vollen Umfange, zu
diesen wenigen aber gehörte Friedrich Wilhelm, Brandenburgs
großer Kurfürst. Ohne sich lange zu bedenken, trat er in ein
Bündnis mit dem Kaiser und rückte an der Spitze seiner Streit-
fräste an- den Rhein vor. Da bewog Ludwig XIV, um sich den
klugen und entschlossenen Gegner vorn Halse zu schaffen, die
Schweden zu einem Einfall in die Mark, und bereitwillig kamen
die letzteren der Aufforderung nach. In einer Stärke von 16 000
Mann drangen sie unter Wränget in Brandenburg ein und
hausten dort in wahrhaft greulicher Weise. Da brach der
Kurfürst in Eilmärschen nach der Heimat auf, erschien unerwartet
in Magdeburg und rückte mit einem Teile feiner Truppen auf
Rathenow los, wo der Feldmarfchall Derfflinger ein Regi¬
ment schwedischer Dragoner überrumpelte. Auf die Kunde da¬
von zog Wrangel schnell seine Mannschaften aus ihren zerstreuten
Quartieren zusammen. Der Kurfürst schickte den Prinzen von
Hessen-Homburg ab, um die Feinde auf ihrem Marsche zu
beunruhigen und aufzuhalten. Aber gegen feinen Befehl ließ
sich dieser am 18. Juni 1675 bei Fehrbellin in ein hitziges
Gefecht ein, und Friedrich Wilhelm sah sich genötigt, dem Be¬
drängten Hilfe zu bringen. Es war ein harter Kampf, den die
Brandenburger, welche nur 5600 Reiter und 1000 Mann zu
Fuß zählten, gegen den fast doppelt so starken Feind zu bestehen
hatten. Doch vom General bis zum Gemeinen that jeder, was
in seinen Kräften stand, und nach wenigen Stunden befand sich
das gefürchtete Schwedenheer auf der Flucht.
Nun galt e§L den Sieg zu verfolgen und dem Gegner Pom¬
mern zu entreißen. Eine Stadt nach der andern siel in die
Hände des Kurfürsten, Wolgast, Stettin und selbst Stral-