Erster Zeitraum. 
86. 
Italien*). 
Das Dunkel, das auf allen Völkern und auf ihrer 
frühesten Geschichte ruht, verhüllt auch den Ursprung der 
*) WaS sich, nach Bea u for t'6, Niebuhr's, Schlegel's 
und anderer Untersuchungen über die älteste Geschichte Ita¬ 
liens und Roms, gegen die gewöhnliche Ansicht und Darstel¬ 
lung derselben, aus den Nachrichten des Livius, desDio- 
n y s i u s v v n H a l i k a r n a ß, und aus den Lebensbeschreibun¬ 
gen des Plutarch sagen laßt, reicht allerdings hin, um die 
gesammte Urgeschichte Italiens und Roms z w e i f e l h a ft zu 
machen. Unverkennbar schmolzen in jenen Nachrichten beglau¬ 
bigte alte Ueberlieferungen, mit spätern (besonders von den 
Griechen herstammendcn) Zusätzen und Verschönerungen zu¬ 
sammen; am wenigsten aber ist Niebuhr's sinnreiche Hypo¬ 
these haltbar, daß diese ganze Urgeschichte auf einem Natio¬ 
nalepos beruhe. Mit vieler Wahrscheinlichkeit läßt sich (nach 
Schlegel) die ganze Urbevölkerung Italiens in Etrurier 
und in die lateinischen Völkerstämme (nur durch ver¬ 
schiedene Mundarten in Mittel- und Untcritalien von einan¬ 
der verschieden, zuletzt aber unter Roms Oberherrschaft zu 
Einem politischen Ganzen vereinigt) theilen; wobei die Ein¬ 
wanderung der Griechen, mit Ausnahme Untcritaliens und 
einiger Küstenstriche, sehr beschrankt, so wie die der trojani- 
nischen Flüchtlinge ganz bezweifelt werden muß. Voller 
Lücken bleibt übrigens der auf 245 Jahre gesetzte Zeitraum 
der römischen Könige, nach welchem jeder König im Durch¬ 
schnitte zwischen Zo — 4° regiert haben müßte. Mythisch ist 
die so bestimmt im Einzelnen dem Rom ulus beigelegte po¬ 
litische Gestaltung der Stadt, wenngleich Schlegel in seiner 
Behauptung zu weit geht, ,, daß nie ein Roniulus gelebt 
habe; daß die Sage von ihm den Römern blos von den Grie¬ 
chen angeschwatzt, und selbst sein Name vor der Mitte, viel¬ 
leicht vor dem Schlüsse des fünften Jahrhunderts, in Rom 
noch nicht gehört worden wäre." — Nur so viel scheint als 
H a u p t e rg e b n i ß für den ganzen Zeitraum bis auf die Ver¬ 
treibung des Targuins aufgestellt werden zu müssen: die etru/ 
rische Kultur ist die älteste in Italien, und ging allmählig, 
unter verschiedenen politischen Verhältnissen, auf Rom über. 
Rom gehörte, sogleich seit seinem Entstehen durch Kolonisten 
von Alba longa, zum lateinischen Städtcbunde, und trat,
	        
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