46 Kap. 49. Makedonien. Philipp. Demosthenes.
Griechen für Halbbarbaren geachtet wurden; ihre Könige aber rühmten sich
heraklidischer Abkunft und gaben sich alle Mühe, hellenische Cultur unter
ihrem Volke zu verbreiten und den Stammverband mit Griechenland zu er-
halten.
Zur Zeit der Perserkriege wurden sie den Persern zinsbar, benützten
aber die Hülse der Perser zur Erweiterung ihrer eigenen Herrschaft und
machten sich nach der Schlacht von Platää wieder vom persischen Joche frei.
— König Archelaus führte die griechische Heeresordnung ein, und der
Nachfolger desselben, Amyntas II., versuchte sich in Thessalien festzusetzen,
wurde aber durch die Thebaner unter Pelopidas daran verhindert, und des
Amyntas ältester Sohn und Nachfolger Alexander II. gezwungen, setnett
jüngsten Bruder Philipp, zur Gewährleistung des Friedens, nach Theben
zu schicken, wo derselbe im Umgang mit Epaminondas griechische Staats-
und Kriegskunst, zugleich aber auch die Schwächen Griechenlands gründlich
kennen lernte.
Auf die Nachricht vom gewaltsamen Tode seines Bruders Alexander
kehrte Philipp aus Theben nach Macedonien zurück, und wurde bald darauf
zum König gewählt.
(2.) Nachdem er sich auf dem Thron festgesetzt, und die Kraft seines
Heeres gestärkt hatte (macedo nische Phalanx), faßte er den großen Plan,
sein Reich bis an's Meer zu erweitern, Griechenland zu unterwerfen
und dann mit griechisch-macedonischer Kraft das Perserreich zu stürzen.
Zunächst eroberte er die zum athenäischen Bunde gehörigen Küstenstädte
Amphipolis, Pydna und Potidäa mit einem Theile Thraziens, worin ihm
die reichen Goldminen des Pangäon die Mittel gaben, sein Heer in stets
gutem Stand zu halten, in fremden Staaten Unterhändler zu besolden und
seinen Gegnern durch Bestechungen beizukommen. — Als sodann (während
des oben K. 47 erwähnten heiligen Kriegs) die Phocier die Thessalier an¬
griffen, half Philipp den letztern, schlug die Phocier und ließ 3000
dieser Tempelräuber in einem See ersäufen. Nachdem er hierauf Thessa-
lien von sich abhängig gemacht hatte, eroberte er eine cha lcidische Seestadt.
nach der andern und griff auch das mächtige Olynth an.
Vergebens suchte Demosthenes, der einzige Mann in Griechenland, der
Philipp's Pläne durchschaute, die Athener zu kräftigem Widerstand zu bewe-
gen und drang darauf, den Qlynthiern schleunige Hülse zu schicken; allein die
langsame und schwache Hülfe, welche die Athener gewährten, konnte den Fall
Olynth's (348) nicht abwenden.
Tie darauffolgende Zerstörung Olynths und vieler anderen thrazischen Städte be-
unruhigte zwar die Athener auf's Neue. Philipp aber wußte sie lange durch die
Hoffnung auf einen Frieden und durch den endlichen Abschluß desselben wieder
sorglos zu machen.
Als die Phocier die Thebaner wieder bedrängten (s. K. 47 E.) kam
Philipp diesen zu Hülfe, bemächtigte sich durch Verrath der Thermopylen
und machte sich zum Herrn von Phocis, an dessen Stelle er sich in den Am-
phiktyonenbuud aufnehmen ließ.
(3.) Nachdem er, um die Griechen zu beruhigen, eine Zeit lang wieder an-
derweitige Unternehmungen zur Ausdehnung seiner Herrschaft verfolgt hatte,
veranlasste er gegen die lokrische Stadt Amphissa, die sich auch an einem
Tempelfelde vergriffen hatte, einen neuen heiligen Krieg und ließ sich