Einleitung.
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mí, mit welcher sie ihre frühem Kinder vor Jahrtausenden
umschloß, die sie nun alle in ihrem friedlichen Schoose be¬
wahrt. Genug— w ir können, was wir wollen;
m ö ch t e n wir immer wollen, was wir können!
Daß wir viel bewirken können, sagt uns jedes Blatt der
Geschichte, jeder Grabcshügcl großer Männer, jedes Denk¬
mal der Bewunderung, das ihrer Erinnerung die Dankbar¬
keit weihte. Um aber das zu wollen, was wir können,
bedarf cs nur jener freien geistigen Bewegung, jener hö¬
her» Anregung unsrer bessern Natur, deren kraftvolle Aeuße¬
rungen wir mit hoher Rührung in den wohlthuenden Er¬
scheinungen edler und großer Männer bewundern, welche in
der Geschichte den unsichtbaren Bund der Retter und Vor¬
münder der Menschheit bilden. —
Denn so wie es für das menschliche Leben einen nie¬
dern und einen höher» Standpunct giebt; so auch für
die Betreibung der Geschichte. Wer das Leben nur aus
dem niedern Standpuncte faßt, lernt das innere Heilig-
thum seines Wesens, die unermeßlichen ihm eingesenkten
-Vermögen und Kräfte, weder nach ihrem Umfange, noch
nach ihrer gesetzmäßigen harmonischen Wirksamkeit, noch nach
ihrem nothwendigen Zusammenhange unter sich begreifen; es
genügt ihm, daß er da ist, daß er nothdürftig einen
Beruf erlernt hat, der ihn nährt, und sein Ziel ist erreicht,
wenn er bei einem brodgebenden Amte der Güter des
irdischen Lebens sich versichert halt. Auf dem höher»
Standpuncte des Lebens hingegen erforscht man den Um¬
fang der menschlichen Kräfte überhaupt; man fühlt das
hohe Bedürfniß, mit si ch selbst, und zwar d urch sich
selbst über die wichtigsten Angelegenheiten der Menschheit
und über die großen Räthsel des menschlichen Daseyns einig
zu werden. Auf diesem höher» Standpuncte bleibt das
Ideal des Bessern der Gegenstand aller Bestrebungen,
und deshalb ist die Wirksamkeit eines solchen Mannes nie
auf die engen Grenzen des eignen Genusses, sondern
auf das Vorangehen auf der Bahn der Vortresiichkeit be¬
rechnet.
Pölitz Weltgeschichte I. gie Giltst.
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