Dürrer Zeitraum. 
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noch der Rost der frühern Jahrhunderte liegt, über da§ 
Wesen der Dinge. Den Stoff zu seinem Lehrgedichte 
borgte er zwar aus den griechischen Weltweisen; sein Werk 
aber ist die feurige, wahre und eigenthümliche Einkleidung 
und Darstellung desselben. Mit Begeisterung trug er die 
angezogenen Lehren deö Epikur, von denen er sich innigst 
überzeugt fühlte, zur allgemeinen Verständlichkeit ins Sinn¬ 
liche herabgezogen und in den schönsten Dichterschmuck ge¬ 
kleidet, mahlerisch und blühend vor, und milderte, wo die 
Kunst zu Hülfe kommen mußte, die Trockenheit des Vor¬ 
trags durch herrliche Episoden. — Weniger entsprach die 
Elegie dem frühern rauhen Charakter der Römer; sie ge¬ 
wann erst dann Eingang bei ihnen, als bereits die griechi¬ 
sche Weichlichkeit auf sie übergegangen war. Catull war 
der erste (60 I. v. C,), der dem Kallimachus von Alexan¬ 
drien Elegieen nachbildete. Seinem Vorbilde verdankte er 
den griechischen Charakter der Form, seinen eignen Talenten 
aber die Wahrheit und Innigkeit der Gefühle, die er je¬ 
doch nicht selten dem alerandrinischen ausgearteten Geschmacke 
aufopferte. Nur wenige und minderbedeutende Madrigale 
fang er als unabhängiger Dichter; seine übrigen leichten 
Oden und gefälligen Lieder sind sämmtlich aus dem Grie¬ 
chischen übersetzt, oder griechischen Originalen, aber mit 
Geist und Geschmack, nachgebildet. 
205. 
Beredsamkeit. 
Selbstständiger, als in der Dichtkunst, waren die Rö¬ 
mer in der Beredsamkeit. Zwar schlug auch hier die 
höhere Flamme der Begeisterung von Griechenland nach Ita¬ 
lien herüber; kaum hatte man aber die Kraft der Sprache 
in den öffentlichen Staatsverhandlungen bei den ersten Ver¬ 
suchen bewährt, als, besonders in dem Zeitalter des Ci¬ 
cero, das Feuer der Beredsamkeit nicht selten das politische 
Leben anfachte, bisweilen auch dasselbe so stark ergriff, daß 
von der Rednerbühne herab das Schicksal der ersten und 
mächtigsten Männer Noms entschieden ward.
	        
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