Theodor Fontane: Gedichte 
25 Jllo nur, Herz wie Kehle 
hält er bei Laune sich, 
dicht ist seine Seele 
gegen Hieb und Stich, 
trägt ein Büffelkoller 
30 wie sein Körper traun, — 
lustiger und toller 
war er nie zu schaun. 
Und vom Trünke heiser, 
ruft er jetzt und lacht: 
35 „Das erst ist der Kaiser, 
wer den Kaiser macht! 
Eid und Treue brechen, 
taten wir's allein? 
Hoch der König der Tschechen, 
40 Herzog Wallenstein!" 
Burg- und Schloßbewohner 
ruhen... Da sieh, in Stahl, 
Buttlersche Dragoner 
dringen in den Saal; 
45 Buttler selbst, im Helme, 
tritt an den Jllo: „Sprich, 
seid ihr Schurken und Schelme 
oder gut kaiserlich?!" 
Hei, da fahren die Klingen 
50 wie von selber heraus, 
von dem Pfeifen und Schwingen 
löschen die Lichter aus; 
weiter geht es im Dunkeln, 
nein, im Dunkeln nicht: 
55 ihrer Augen Funkeln 
gibt das rechte Licht. 
Tertschka fällt, daneben 
Kinsky mit Fluch und Schwur; 
mehr um Tod wie Leben 
60 ficht selbst Jllo nur, 
schlägt blindhin in Scherben 
Schädel und Flaschen jetzt, 
wie ein Eber im Sterben 
noch die Hauer wetzt. 
65 Licht und Fackel kommen, 
geben düstren Schein: 
ineinander verschwommen 
blinken Blut und Wein; 
überall im Saale 
Leichen in buntem Gemisch: 
stumm, vor seinem Mahle, 
sitzt der Tod am Tisch. 
Buttler aber wie Wetter 
donnert jetzt: „Laßt sie ruhn! 
Das sind erst die Blätter, 
an die Wurzel nun!" 
Bald in Schlosses Ferne 
hört man's krachen und schrein; — 
schau' nicht in die Sterne, 
rette dich, Wallenstein! 
6. Der alte Zieten. 
Joachim Hans von Zieten, 
Husarengeneral, 
dem Feind die Stirne bieten, 
er tat's wohl hundertmal; 
sie haben's all erfahren, 
wie er die Pelze wusch 
mit seinen Leibhusaren, 
der Zieten aus dem Busch. 
Hei, wie den Feind sie bleuten 
bei Hennersdorf und Prag, 
bei Liegnitz und bei Leuthen, 
und weiter Schlag aus Schlag; 
bei Torgau, Tag der Ehre, 
ritt selbst der Fritz nach Haus; 
doch Zieten sprach: „Ich kehre 
erst noch mein Schlachtfeld aus." 
Sie kamen nie alleine, 
der Zieten und der Fritz: 
der Donner war der eine, 
der andre war der Blitz. 
Es wies sich keiner träge, 
drum schlug's auch immer ein! 
Ob warm', ob kalte Schläge, 
sie pflegten gut zu sein. 
Der Friede war geschlossen; 
doch Krieges Lust und Qual, 
die alten Schlachtgenossen 
durchlebten's noch einmal.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.