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Sorgfalt für Kranke. 
geraden Denkungsart und von ihrer einfachen Lebensweise 
vielleicht abweichen, würden in Unwissenheit gerathen, 
Müßiggang, Weichlichkeit und andere icvändliche Laster 
kennen lernen, und sich auf immer unglücklich machen; 
dann würden sie auch den bisherigen reichen Segen des 
Himmels vermissen, würden endlich die Wohnsitze ihrer 
Väter verlassen, ihr Band trennen, und ihre Familie 
zerrütten; der Adels-Brief würde sie vielleicht nur zu der 
Niederträchtigkeit verleiten, ihrer ungeadelten Mitbürger 
zu spotten, anstatt sie zu lieben und ihnen wohlzuthun." 
Ein gewisser Graf T re sän hörte auch Vieles von die» 
ser guten Familie; besonders wurden ihm die glücklichen 
Kurrn gerühmt, welche diese Leute verrichtet, und wodurch 
sie so vielen Menschen ihre Glieder geheilt, oder ihr Le, 
ben erhalten hatten. Dieß machte den Grafen begierig, 
selbst zu dem stillen Wohnsitze der Fleurior's zu reisen, 
und mit seinen eigenen Augen zu sehen, ob Alles auch 
so wahr seye, wie die Leute erzählten. Er hat nachher 
seine Reise dahin beschrieben, und wir wollen seine eige» 
uen Worte davon anführen: „Ich reifete" — so erzählte 
der Graf v. Tresan — „in Begleitung eines einzigen 
Bedienten und in einen schlechten Reise»Rock gehüllt, nach 
ihrem Dorfe hin. Unangemeldet gieng ich in das nächste 
Haus, und Alles, was ich darin sahe, machte mir viel 
Vergnügen. Da war Alles auf's reinlichste und ordent¬ 
lichste eingerichtet, und die Leute im Hause empfiengen 
mich mit freundlichen Gesichtern, so daß mich ihre Gast» 
frenyeit und ihre liebenswürdige Gefälligkeit ganz entzückte. 
Und wer hatte auch dabey ungerüh t bleiben können? — 
Die Leute nöthigten mich, mit ihnen zu Mittag zu essen. 
Nach einem mäßigen und wohlschmeckenden Mahle harre 
ich die häusliche und ländliche Wirthschaft meiner Wirthe 
bewundert, und wollte nun auch gern etwas von ihrer 
Kunst wissen, die Wunden und Beinbrüche zu heilen. 
Ich fragte also, ob sie auch einige Bücher harren. Sie 
sagten „ja" und führten mich in ein nahe gelegenes Haus, 
worin einer von den ältesten der Familie wohnte, der
	        
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