Full text: Auswahl aus der deutschen Dichtung in ihrer geschichtlichen Entwicklung (Teil 4a = Erg.-Bd. (Poesie))

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Tut fischen und jagen. 
O, daß ich doch ihr Jäger wär'! 
Fischen und Jagen sreute mich sehr. — 
Schweig stille, mein Herze! 
2. Und über eine kleine Weil', 
Rohtraut, Schön-Rohtraut, 
So dient der Knab' aus Ringangs Schloß 
In Jägertracht und hat ein Roß, 
Mit Rohtraut zu jagen. 
O, daß ich doch ein Königssohn wär'! 
Rohtraut, Schön-Rohtraut lieb' ich so sehr. — 
Schweig stille, mein Herze! 
3. Einstmals sie ruhten am Eichenbaum, 
Da lacht Schön-Rohtraut: 
„Was siehst mich an so wunniglich? 
Wenn du das Herz hast, küsse mich!" 
Ach, erschrak der Knabe! 
Doch denket er: Mir ist's vergunnt, 
Und küsset Schön-Rohtraut auf den Mund — 
Schweig stille, mein Herze! 
4. Darauf sie ritten schweigend heim, 
Rohtraut, Schön-Rohtraut; 
Es jauchzt der Knab' in seinem Sinn: 
Und würdst du heute Kaiserin, 
Mich sollt's nicht kränken! 
Ihr tausend Blätter im Walde, wißt! 
Ich hab' Schön-Rohtrauts Mund geküßt — 
Schweig stille, mein Herze! 
13. Oer feuerreiter. 
1. Sehet ihr am Fensterlein 
Dort die rote Mütze wieder? 
Richt geheuer muß es sein, 
Denn er geht schon auf und nieder. 
And auf einmal welch Gewühle 
Bei der Brücke, nach dem Feld! 
Horch! das Feuerglöcklein gellt: 
Hinterm Berg, 
3. Der so oft den roten Hahn 
Rennt er schon und ist am Ort! 
Drüben schallt es fort und fort: 
Hinterm Berg, 
Hinterm Berg 
Brennt es in der Mühle. 
Meilenweit von fern gerochen, 
Mit des heil'gen Kreuzes Span 
Freventlich die Glut besprochen — 
Weh! dir grinst vom Dachgestühle 
Dort der Feind im Höllenschein. 
Hinterm Berg 
Brennt es in der Mühle. 
2. Schaut! da sprengt er wütend schier 
Durch das Tor, der Feuerreiter, 
Auf dem rippendürren Tier, 
Als auf einer Feuerleiter. 
Ouerfeldein! Durch Qualm und Schwüle 
Hinterm Berg 
Rast er in der Mühle. 
Hinterm Berg, 
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