Markgraf Leopold der Heilige von Österreich. 53
Namen davon, daß sein Ordenshaus an der Stelle des ehemaligen Salomoni—
schen Tempels stand. Während des dritten Kreuzzugs wurde im Lager vor
Akkon (südlich von Tyros) der Orden der „Marienbrüder“ oder der Deutsche
Or den gegründet. Die Aufgabe aller dieser Orden bestand in der Bekämpfung
der Ungläubigen, der Pflege der Kranken und der Besorgung des Gottes—
dienstes. Ihre Mitglieder zerfielen daher in Ritter, dienende Brüder und
Priester. An der Spitze jedes Ordens stand ein Groß- oder Hochmeister.
B. Markgraf Leopold III., der Heilige, von Osterreich (1095 — 1136).
Im Jahre 1096, als die ersten Kreuzfahrer nach dem hl. Lande
durch Osterreich zogen, herrschte daselbst Leopold III., der Sohn Leo—
polds II. Er unterstützte die Kreuzfahrer und ihre Führer in jeder Weise,
namentlich durch Geld und Lebensmittel. In dem Kampf, der zwischen
Kaiser Heinrich IV. und dessen Sohn gleichen Namens entbrannt war,
stand er auf der Seite des letzteren und erhielt zum Lohn dafür die Hand
seiner Schwester Agnes, die in erster Ehe mit Friedrich von Staufen
S. 49) vermählt war. Selbst ein frommer Mann und von Liebe zu den
Wissenschaften erfüllt, war seine hauptsächlichste Sorge darauf gerichtet,
auch bei seinen Untertanen Frömmigkeit und gute Sitten zu verbreiten
und ihnen den Segen einer höheren Bildung zuzuwenden. Als das ge—
eignetste Mittel hiezu betrachtete er die Gründung und Erhaltung
don Klöstern, die ja das Volk nicht nur in christlicher Frömmigkeit er—
zogen, sondern auch in allen nützlichen Kenntnissen und Fertigkeiten unter—
wviesen. Zwei Klöster verehren den Markgrafen als ihren Stifter: Kloster—
neuburg und Heiligenkreuz (im Wienerwald bei Baden).
Bezüglich des ersteren erzählt eine anmutige Sage: Als Leopold wenige
Tage nach seiner Hochzeit mit seiner Gemahlin vom Söller der Burg, die
er sich auf dem nach ihm benannten Leopoldsberg bei Wien erbaut hatte,
herabschaute, entriß ein Windstoß der Markgräfin den Schleier und trug
ihn weithin zu Tal. Alle Bemühungen, das kostbare Gewebe zu finden,
waren vergeblich. Als nach längerer Zeit der Markgraf in den Waldungen
der Donauauen jagte, schlugen die Rüden an und der herbeigesprengte
Jagdherr erblickte mit Staunen in den Zweigen eines Baums den lange
oermißten Schleier. Zur Erinnerung an diese Begebenheit ließ er an der
Stelle, wo der Schleier gefunden wurde, ein Kloster mit einer Kirche
erbauen, das Baum und Schleier bis auf die Gegenwart bewahrt. Weil
es unterhalb der neuen Burg lag, nannte man es Klosterneuburg.
Die Kirche würdigte das fromme Wirken des Markgrafen, indem
sie ihn den Heiligen zuzählte. Sein Leichnam wurde in Klosterneuburg
beigesetzt, wvo auch seine Gemahlin ihre Ruhestätte fand.
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