Full text: Lehr- und Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und Fachschulen sowie zur Selbstbelehrung

398 
II. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt. 
Teilen, ist eisenschwarz, uneben und erdig auf dem Bruche. Sie ist glanz¬ 
los und rußt stark ab, wenn man sie in die Hand nimmt. Es ist die 
schlechteste Kohlensorte. 
Endlich kann man noch viertens die sogenannte mineralische 
Holzkohle oder Faserkohle unterscheiden. Sie hat ganz das Ansehen 
und die Beschaffenheit der Kohle von weichem Holze und kommt stets nur 
in dünnen Lagen zwischen anderen Steinkohlen, namentlich in den Flötzen 
der Schieferkohle vor, ist also von keiner technischen Bedeutung. 
Wie? und wo? findet sich nun die Steinkohle? Diese Frage müssen 
wir zunächst beantworten, wobei wir an der Hand des Bergmannes und 
des Naturforschers, der die verschiedenen Gebirgsmassen unserer Erdrinde 
unterscheidet und würdigt, interessante Blicke in die Tiefe der Erde thun 
werden. Diese Tiefe muß man sich aber nicht sehr bedeutend denken, wenn 
es auch Schachte giebt, in denen man die höchsten Kirchtürme mehrmals 
übereinander stellen könnte. Eine Vergleichung wird uns dies deutlich 
machen. Denken wir uns einen Erdglobus von 21/2 m Durchmesser mit 
Papier beklebt und wir machen mit einer Nadel bloß einen Strich durch 
das Papier, so verhält sich dieser Nadelstich zu den 21l2 m Durchmesser 
des ganzen Globus wie unsere tiefsten Schachte zu dem Durchmesser der 
Erde. Die Wühlereien des Hauptmaulwurfes, des Menschen, bleiben also 
immer noch in der äußersten Oberfläche der Erde. Nur selten liegen 
Kohlenflötze ganz oben an der Oberfläche der Erde zu Tage; meist liegen 
sie tief, bedeckt mit anderen Gesteinschichten. 
Die Geologie, welche sich mit der Entstehung und Umbildung des 
Erdkörpers beschäftigt, weist den Steinkohlen und den sie begleitenden Erd¬ 
schichten ein hohes Alter an. Die Zeit, wo die Steinkohlen oder vielmehr 
die Massen, aus denen sie entstanden sind, einstmals auf der Erdoberfläche 
zu Tage lagen, liegt viele Tausende von Jahren hinter uns. Seit der 
Steinkohlenbildung sind durch Niederschlag aus Weltmeeren, welche seitdem 
vielleicht oftmals ihre Gestalt und ihre Ausdehnung verändert haben, sowie 
durch Empordringen gewaltiger Massen aus dem Erdinnern ungeheure 
Felsmassen über ihnen aufgetürmt worden. So sind die großen Sand¬ 
steingebirge viel jüngere Bildungen als das Steinkohlengebirge. Wenn 
alle nach den Steinkohlen gebildeten Gebirgsschichten sich überall gleichmäßig 
auf der ganzen Erdoberfläche gebildet hätten, so würden wir keine Stein¬ 
kohlen haben, denn dann würden sie viel zu tief liegen jund für uns 
unerreichbar sein. Gut, daß dem nicht so ist! An mehreren Orten der 
Erde haben sich über dem Steinkohlengebirge nur wenige und geringe 
Schichten jüngerer Gebirgsarten gebildet, so daß jene uns erreichbar sind. 
Außerdem haben sich auch nicht überall auf der Erde Steinkohlenschichten 
gebildet. Dieser Umstand und die an vielen Orten wahrscheinlich zu hohe 
Bedeckung derselben mit jüngeren Gebirgsschichten ist der Grund, daß nur 
an wenigen Orten der Erde Steinkohlen gefunden werden. So hat man 
z. B. in Italien bis jetzt noch keine entdeckt. 
Wo man Steinkohlen gefunden hat, sind sie von Schieferthon 
und Kohlensandstein begleitet, welche über und unter den Kohlen¬
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.