Full text: Deutsche Geschichte für evangelische Volksschulen

VII. Sie Zeit der Fürstenmacht. 
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aus, ich komme!" Da rotteten sich Tausende von Bauern zur Notwehr 
zusammen. Auf ihren Fahnen stand: 
„Wir sind Bauern von geringem Gut 
Und dienen unserm Kurfürsten mit Leib und Blut!" 
Der Kurfürst rückte rasch mit 15000 Mann heran. Am 18. Juni 1675 
stießen die Brandenburger bei Fehrbellin auf die Hauptmacht der 
Schweden. Der Kurfürst stellte sich an die Spitze seines Heeres und 
rief: „Getrost, tapfere Soldaten, ich, euer Fürst und jetzt euer Haupt- 
mann, will siegen oder mit euch sterben!" Dann ging es vorwärts. 
Eine Weile schwankte die Schlacht. Da nahm die brandenburgische 
Reiterei, an ihrer Spitze Derfflinger, einen wuchtigen Anlauf. Das 
brachte die Entscheidung:' die Schweden wankten, wichen, flohen. An- 
fangs fanden die Fliehenden in Fehrbellin Schutz. Als man zu einer 
Beschießung der Stadt riet, sagte der Kurfürst: „Ich bin nicht ge- 
kommen, mein Land zu verwüsten, sondern es zu retten." Bald gelang 
es, die Schweden völlig zu vertreiben. 
6. Sorge für das Land. Obgleich kein Land in den Stürmen 
des dreißigjährigen Krieges schwerer gelitten hatte als Brandenburg, 
so erholte es sich doch durch des Kurfürsten Fürsorge am raschesten. In 
die verödeten Gegenden ließ der Kurfürst von der unteren Elbe und 
Weser, sowie aus Holland Ansiedler kommen, welche den wüsten Boden 
in Ackerfelder und Wiesen umschufen. Er nötigte die Bauern, bei ihren 
Häusern Gärten anzulegen und Obstbäume zu pflanzen. Ihm selbst 
war es eine liebe Erholung, Obstbäume zu veredeln und Blumen zu 
ziehen. 
Luise Henriette. In seinem Bestreben wurde der Kurfürst aufs beste von 
seiner Gemahlin Luise Henriette, einer Tochter des Prinzen von Oranien, unter- 
stützt. Sie zeigte dem Volke, wie es sich selber zu Wohlstand emporarbeiten könne. 
Auf ihren Wunsch erhielt sie den nördlich von Berlin gelegenen Ort Bötzow, der 
später ihr zu Ehren Oranienburg genannt wurde. Hier sollten die Märker die Er- 
folge einer wohlgeordneten Landwinschaft aus eigener Anschauung kennen lernen. 
Unter Leitung der Kurfürstin entstand in Oranienburg eine Musterwirtschaft. Auf 
ihre Veranlassung wurden in der Mark die ersten Kartoffeln gepflanzt und Viehzucht 
nach holländischer Art getrieben. In Oranienburg gründete Luise Henriette auch ein 
Waisenhaus, das noch heute im Segen besteht. 
Eifrig förderte der Kurfürst auch Gewerbe und Handel; er baute 
Straßen und Kanäle, so den Friedrich-Wilhelms-Kanal zwischen 
Oder und Spree; ja, er schuf eine kleine Flotte und gründete an der 
Küste von Guinea eine Kolonie. Als die Evangelischen um ihres 
Glaubens willen aus Frankreich vertrieben wurden, nahm er ihrer 
20000, meist gewerbtreibende, fleißige Leute, in sein Land auf und 
unterstützte sie auf jede Weife. Der große Kurfürst starb im Jahre 
1688. In der Nähe des königlichen Schlosses in Berlin ist ihm ein 
würdiges Denkmal errichtet. 
34* Großguter und kleinbäuerlicher Kefitz. 
1. Grotzgüter. Viele Adelige hatten sich im Lause der Zeit auf ihre Güter 
zurückgezogen. Manchen war das alte Meierwesen mit seiner Hufenwirtschaft hinder-
	        
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