Das Gewerbewesen 
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terei und die Weberei, in den Städten die Mäntel- und Kleiderfabri¬ 
kation als Hausindustrie betrieben. 
In den Fabriken dagegen vereinigt der Unternehmer eine ' '35 
größere Anzahl von Arbeitern gegen Tag- oder gegen Stücklohn zu 
gemeinsamer Tätigkeit, deren wirtschaftlicher Erfolg gegenüber der 
gewöhnlichen Handarbeit in hohem Grad gesteigert wird durch An¬ 
wendung von Maschinen, sowie durch die Arbeitsteilung. 
Unter der letzteren versteht man bekanntlich die Zerlegung einer 
Arbeit in eine Reihe einfacher Verrichtungen, deren jede ein¬ 
zelne von einem anderen Arbeiter oder, soweit möglich, von Ma¬ 
schinen ausgeführt wird. Die gewaltige Erhöhung der gesamten 
Arbeitsleistung ° durch eine solche Arbeitsteilung beruht darauf, daß 
jeder Arbeiter in den ihm zugewiesenen Verrichtungen eine Fertigkeit 
erlangt, wie er sie sonst niemals sich aneignen könnte; auch ist jeder 
Wechsel in der Arbeit mit einem Zeitverlust verbunden, der hier weg¬ 
fällt. Allerdings stehen diesen Vorteilen der Arbeitsteilung leider 
auch nicht zu unterschätzende Nachteile gegenüber; sie bestehen haupt¬ 
sächlich darin, daß die einförmige Arbeit einzelne Organe des Körpers 
überanstrengt, die andern dagegen verkümmern läßt, daß sie ferner 
geistig abstumpft und im Falle der Arbeitslosigkeit den Uebergang zu 
einer anderen Tätigkeit erschwert. 
III. Die allgemeinen Grnndznge der Gcwerbegesetzgebung. 
Nach der deutschen Gewerbeordnung steht der Betrieb eines be- * ‘36 
liebigen Gewerbes jedermann (Mann oder Frau) grundsätzlich frei. 
Nur ist der B e g i n n des Gewerbebetriebs der Gemeinde- oder Poli¬ 
zeibehörde (in Baden dem Bürgermeister) anzuzeigen? 
Der Grundsatz der Gewerbesreiheit erleidet jedoch im öffentlichen 
Interesse verschiedene Einschränkungen, von denen die wichtigsten die 
folgenden sind: 
* Als Beispiel für diese Wirkung der Arbeitsteilung führt schon Adam 
Smith die Stecknadelfabrikation an. Ein einzelner Arbeiter könnte für sich 
allein täglich kaum 20 Stecknadeln anfertigen. In den Fabriken ist nun 
die Herstellung einer Stecknadel in 18 verschiedene Verrichtungen zerlegt; 
Lies hat zur Folge, daß zehn Arbeiter an einem Tage ungefähr 48 000 
Nadeln anfertigen können. Durch die Arbeitsteilung in Verbindung mit 
der Verwendung von Maschinen ist also in diesem Falle die Leistungsfähig¬ 
keit des einzelnen Arbeiters durchschnittlich um das 240fache gesteigert. 
° Um Täuschungen des Publikums über die Person des wirklichen 
Geschäftsinhabers zu verhüten, sind die Laden- und Wirtschaftsbesitzer ver¬ 
pflichtet, an der Außenseite oder am Eingang ihres Geschäfts ihren Vor- 
und Zunamen anzubringen. Kaufleute, die eine Handelsfirma (s. Nr. 529) 
führen, haben diese Firma und, wenn in derselben nicht ihr Vor- und Zu- 
ticrate enthalten ist, auch diesen anzubringen.
	        
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