Full text: Das dritte Schuljahr

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zu glänzenden Produktionen in Prüfungen und Schaustellungen, aber 
sie ist notwendig. Abschriften aus dem Lesebuche in ein Heft, sauber 
und sorgfältig, und zwar mindestens wöchentlich zweimal eine Quart¬ 
seite Schrift, sind auf der Mittelstufe (und auch noch auf der Ober¬ 
stufe) keiner städtischen Volks- und Mittelschule zu entbehren; und die 
einfachste Dorfschule bedarf ihrer ebenso, nur daß man hier aus Er- 
sparnisrücksichteu meist die Schiefertafel anwendet. 
Unser ganzes Lesen und Schreiben beruht vorzüglich auf e i n- 
geprägten Wortbildern; sie fließen uns beim Schreiben selbst aus- 
der Feder; nur au unbekaunten Wortbilderu stockeu wir mit Zunge und 
Auge, nur bei ihnen sehen wir die einzelnen Buchstaben au und setzen 
die Laute zum Aussprechen zusammen. „Jedes Wort hat in der 
Schriftsprache seine eigentümliche Physiognomie, und es ist nun Aus¬ 
gabe des Rechtschreibeunterrichts, dem Kinde dazu zu verhelfen, daß 
es sich diese Physiognomie der Wörter scharf und sicher einpräge, was- 
natürlich allein durch Bermittelung des Auges geschehen kann." (Bor- 
mann.) 
Im übrigen erwächst aus solchen Abschreibeübungeu keineswegs eine 
so große Korrektur arbeit als mancher wohl denken möchte. Tie 
Abschriften auf der Schiefertafel oder in dem Buche korrigieren sich 
die Kinder sehr gut gegenseitig. Jedes Kind tauscht seine Tafel (resp- 
Buch) mit der des Nachbars und vergleicht dessen Abschrift mit dem 
Lesebuche, wobei es die gemachten Fehler unterstreicht. Die Kinder 
thun dies gern und führen es meist sehr sorgfältig aus. Darauf geht 
jede Tafel an ihren Eigentümer zurück, der nun die Fehler nach den: 
Lesebuche berichtigt. Der Lehrer darf nur bei einigen Kindern nach¬ 
sehen, namentlich bei solchen, denen er Nachlässigkeit zutraut. 
Die wichtigsten schriftlichen Übungen sind folgende: 1. Be¬ 
sprochene Lesestücke werden aus dem Lesebuche wörtlich ab¬ 
geschrieben. Die Kinder korrigieren sich gegenseitig. 
Durch die Abschreibeübungeu sollen die Schüler sich Wortbilder in 
möglichster Treue und Deutlichkeit einprägen. Solche Wortbilder ent¬ 
stehen, wenn die Schüler die Schreibung eines Wortes wiederholt wahr¬ 
nehmen und dasselbe schreibend darstellen. Dabei ist sorgfältig zu be¬ 
achten, daß wortweise, nicht aber silben- und buchstabenweise ab¬ 
geschrieben wird. Deshalb sind die Schüler anzuhalten, anschauend 
das Wort als ein Ganzes aufzufassen und schreibend als ein Ganzes 
darzustellen. Sollen die Übungen Erfolg haben, so ist ferner notwendig,.
	        
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