Full text: Kaiser und König Wilhelm I. - Kaiser und König Wilhelm II. (Bd. 3)

116 
Wanken, bringen bie Gardefüsiliere vor; auch sie erscheinen ben Führern gleich 
Truppen, welche zur Musterung schreiten, so sicher unb ruhig, so stolz mtb ge¬ 
faßt schreiten sie über bas Leicheuselb. Schon nmgiebt bie Bataillone ber Rauch 
bes Kampfes, ber mit furchtbarer Gewalt vor ihnen wütet. Ringsum ist nichts 
äu erkennen, Einzelschüsse finb nicht mehr zn unterscheiben, in biesem grausigen 
Getöse schallt alles wilb bnrcheinanber. General von Pape erscheint vor ber 
Front ber Gardesüsiliere, er hält sie zurück, — bas Gefecht voru gegen St. 
Privat steht aufs neue. 9Jian hat gehofft, ber Feinb werbe St. Privat räumen, 
aber er zeigt sich bes altsrauzösischeu Namens, mit betn ber Ruf ber Tapferkeit 
verbnnben ist, nicht unwert. Obwohl ringsum im Dorfe bie Flammen auf¬ 
lodern, bie Garbe- und bie sächsische Artillerie ihre Geschosse ohne Unterbrechung 
Zwischen bie Verteibiger von St. Privat werfen, weichen biese boch keinen Schritt, 
bas Dorf muß ihnen im blutigen Kampfe abgerungen werben. 
£>o tapfer wie hier focht ber Feinb auch gegen bie Truppen ber 25. Jn- 
fanteriebivision unb ber ihr zu Hilse gekommenen 3. Garbe-Jiisanteriebrigabe. 
Diese war am Bois be la Gusse eingetroffen. Als bie Garbe ben zweiten An¬ 
griff' auf St. Privat begann, erging vom General Manstein ber Befehl: bie 
3. Garde-Jnfanteriebrigabe und bie 49. Brigabe bringen auf Amanvillers vor. 
General von Wittich ließ feine Leute wieber vorgehen. Die Truppen müssen 
aufs neue ben freien, ohne Schutz unb Deckung vor ihnen liegenben Weg, bas 
kahle Felb burchfchreitcn. Links bie 49. Jnfanteriebrigabe, rechts bie 4. Garbe- 
brigabe, so geht es auf Amanvillers vor. Das Feuer bes Feinbes räumt schreck¬ 
lich auf; bie Garbeschützen stürmen im Lauf gegen bie slnchansteigenbe Höhe 
unb erhalten schon auf 1600 Schritt Entfernung Feuer, welches ihre Reihen 
lichtet. Dort prasseln Schüsse auf, — rechts, links, überall; vom Feinb finb 
nur bie Köpfe sichtbar; — enblich feuern bie Schützen, auf 500 Schritt geben 
sie ihre Kugeln ab. Schon liegen Hagen, Fabeck, Dohna tot; bas Fener wirb 
mit jeber Minute stärker; bie Leute stürzen auf allen Seiten nieber, ringsum 
Tote unb Berwunbete. Die Garbeschützen sinb im Eifer bes Gefechtes zu weit 
vorgegangen — ber Feinb kann einen Angriff wagen, unb bann ist Gefahr 
ba, abgeschnitten zu werben. Aber bie Schützen stehen wie bie Walbbüume 
bort hinten, wo ber Feinb sich berft. Sie feuern, ohne zu weichen; jetzt fitzen 
bie Schüsse, ber Gegner empfindet bas wohl. Dreimal löst er seine Schützen¬ 
linien ab, bie Gräben sinb gefüllt mit Rotmützen. Die Gardefchützeu, umringt 
Don Gefallenen, bringen vor, beim bie zurückgebliebenen Regimenter finb nach¬ 
gerückt. 
Noch 300 Schritt finb sie vom Feinbe, aber von ber 2. Kompanie z. B. 
sinb in biesem Augenblicke nur noch vierzig Mann übrig. Diesen beginnen bie 
Patronen zu mangeln; aber bie vielen Verwunbeten ringsum reichen hastig ben 
verschont gebliebenen Kameraden ihre Munition hin. Wieber geben bie Schützen 
Feuer. Zwei Patronen werben besonbers verwahrt, falls ber Feinb ans seinen 
Stellungen herauskommen unb angreifen sollte, — ba enblich nahen bie Plänkler
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.