Ferdinande Freiin von Brackel. —
Weißt du, wie kalt es dem zu Sinn,
Dem nie ein häuslich Feuer flammt?
Ein off'nes Wort, was frischer Sinn,
Dann weht so leicht es ja hinaus,
Und morgen ahnst du schon nicht mehr,
Daß gestern etwas Rauch im Haus.
877. Du sagst von einem trauten e—
1. Du sagst von einem trauten Plätzchen,
Wo Quellgemurmel, Blätterrauschen,
So recht geschaffen, um der Muse
Die hellsten Töne abzulauschen,
So recht geheimnisvoll und stille,
Wie die Natur es selten feit,
Ein Fleckchen Erde, was dem Sänger
Und Dichter eigens wohl geweiht.
2. Du meinst, auch hier müßten die Lieder
Gleich dutzendweise uns erstehen
Und die poetischen Gedanken
Aus jedem Hauch entgegenwehen?
Doch wie so hold auch dem Gesange
Ist Waldesstill' und Blättergrün,
Es ist doch meist auf anderm Boden,
Daß unsre besten Lieder blühn.
3. Hat die Natur auch manchen Zauber,
Ist ihr auch mancher Reiz beschieden,
Der liefsste und der wahrste wurde
Dem Menschen doch allein hienieden.
Wo er dir naht im Lauf des Lebens
Mit seiner Lust, mit seinem Schmerz,
Sein wechselvolles Schicksal greifet
Dir wundermächtig an das Herz.
4. Und mehr als Sonnenschein da draußen,
Als Blumenduft und Vogellocken,
Kann seine Freude dich berauschen,
Sein Leid die Träne dir entlocken.
Denn wie Metall Metall muß rühren,
Damit der Glockenton erklingt,
So muß das Herz das Herz berühren,
Damit es seine Lieder singt.
5. Sei's mit begeistert kräft'gem Schwunge
Sei's durch der Seele stilles Beben,
Ob laut, ob leis, wie angeschlagen,
Wird seinen Ton es wiedergeben.
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