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weiter in ihn drang, erklärte er eine Mutter und ihre beiden 
Söhne für die glücklichsten Menschen. Diese hatten sich nämlich aus 
kindlicher Liebe vor den Wagen ihrer Mutter, einer Priesterin, gespannt, 
und waren, nachdem sie ihre Pflicht vollbracht, und die Mutter, die 
Göttin des Tempels für sie um Segen gebeten hatte, zum Erwachen 
in einer bessern Welt sanft eingeschlummert. Krösus: Sonderbar! 
Du zahlst also auch die Todten zu den Glücklichen. Aber unter den Leben¬ 
den dacht" ich doch wohl auch Anspruch auf Glück machen zu können. — 
Solon: Ich will dir diesen schmeichelhaften Wahn nicht nehmen; allein 
mit dem Glück ist es eine eigene Sache. Man sollte diesseits 
des Grabes Niemanden preisen, er habe denn glücklich 
vollendet. — Krösus hatte keine Lust, dieses Gespräch fortzusetzen 
und entließ Solon sehr ungnädig. Jedoch nur zu bald mußte er, wie 
wir schon gehört, die Wahrheit seines Ausspruchs empfinden. Solon 
erreichte ein hohes Alter. Nach seinem Tode ward er durch Denk¬ 
mäler geehrt; das schönste und dauerndste aber hat er sich selbst durch 
sein thätiges Leben und seine weise Gesetzgebung bis aus die späteste 
Zeit gesetzt! 
113. Leonidas und seine Heldenschaar. (490 v. Chr.) 
Xerxes, der mächtige König der Perser, grollte den Griechen, 
namentlich den Athenern und Spartanern. Hatten es diese Hand voll 
Leute doch gewagt, in freudiger Begeisterung für Vaterland und Frei¬ 
heit, seine Aufforderung zur Unterwerfung stolz zurück zu weisen, ja 
ein von seinem Vater gegen sie abgesandtes Heer zu vernichten. Die 
mußte er züchtigen und er beschloß,'ein Heer aufzustellen, wie die Welt 
noch keines gesehen hatte. Als er das Heer versammelt hatte — 56 
besiegte Völkerschaften sandten ihm ihre Schaaren — waren es ihrer 
so viele, daß es zu schwierig schien, sie alle zu zählen. Er ließ daher 
10.000 Mann abzählen, und diese dicht mit einer Hürde umgeben; 
dann traten diese heraus, und andere füllten die Umzäunung, die aus 
diese Weise 170 mal gefüllt wurde. So stellte sich heraus, daß er 
1.700.000 Streiter beisammen habe. Hierzu kamen noch ein ungeheu¬ 
rer Troß von Knechten, Krämern, Weibern und Kindern. Ueber den 
Hellespont, jetzt die Straße der Dardanellen, über den eine Schiff¬ 
brücke geschlagen war, zog das Heer sieben Tage und sieben Nächte 
lang. Der Zug wälzte sich nach Griechenland hin. Hier war Alles 
m Bestürzung. Auch die Muthigsten fingen an zu zweifeln, ob es 
möglich sei, solch' ungeheurer Macht mit Erfolg zu widerstehen. Nur 
Einer, Themistokles von Athen, verzagte nicht. Ihm gelang es, 
dre Griechen noch beisammen zu halten und zu entschlossenem Wider¬ 
stand zu begeistern. 
Oben rm Norden Griechenlands macht ein hohes, steiles Gebirge 
die Gränze; seine schroffen Felswände ragen in die Wolken und nur 
ein einziger, langer Engpaß führt hindurch. Vor dieser Schlucht — 
bte Griechen nannten sie nach dem benachbarten Städtchen „Ther¬ 
mo pylä" — standen 8000 Griechen unter dem tapfern Spartaner-
	        
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