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die ihn noch von den Seinen trennen. Mit unaussprechlichem Gefühle 
begrüßt er den ersten Ort, Fluß oder Berg des geliebten Vaterlandes, den 
ersten Vogel, der darüber schwebt, und das erste Wort, das er wieder in 
seiner Muttersprache reden hört. Mit Entzücken schaut sein Auge die blauen 
Berge; sie rücken näher und näher. Sein Herz klopft in lauten Schlägen. 
Endlich erscheinen die heimatlichen Fluren mit dem Walde, der sie ein¬ 
säumt. und zwischen den Obstbäumen erglänzt die Turmspitze seines 
Geburtsortes. Nur noch wenige Minuten — und er ist bei Vater und 
Mutter, bei Bruder und Schwester, bei Freunden und Bekannten, die er 
so lange und schmerzlich entbehrt hat. Nun fühlt er sich glücklich; denn 
er ist ja wieder in der trauten Heimat. Ja, die Liebe zur Heimat wurzelt 
tief im Herzen des Menschen. 
Jst's auch schön im fremden Lande, 
doch zur Heinwt wird es nie. Fr. Jakobs* 
3. Der Keimatsorl. 
Wie lieb ist mir dies Örtchen; 
wie freue ich mich sein! 
Wenn ich im Fernen stehe 
und seine Häuser sehe, 
entzückt nenn ich's dann mein. 
Ich lieb das schöne Örtchen, 
wo ich geboren bin; 
hier blüht mein junges Leben, 
von Lieben rings umgeben, 
in immer heiterm Sinn. 
O guter Vater droben, 
beschütz den Heimatsort 
und segne ihn mit Frieden! 
Viel Gutes sei beschieden 
der Heimat fort und fort! Hermann v. Kamp. 
4. Lied eines Landmanns in der Aremde. 
1. Traute Heimat meiner Lieben! Sinn ich still an dich zurück, 
wird mir wohl, un,d denuoch trüben Sehnsnchtstränen meinen Blick. 
2. Stiller Weiler, grün umfangen von beschirmendem Gesträuch, 
kleine Hütte! ' Voll Verlangen denk ich immer noch an euch: 
3. an die Fenster, die mit Reben einst mein Vater selbst umzog, 
an den Birnbaum, der daneben auf das niedre Dach sich bog. 
4. Was mich dort als Kind erfreute, kommt mir wieder leibhaft 
vor; das bekannte Dorfgeläute widerhallt in meinem Ohr. 
5. Selbst des Nachts in meinen Träumen fahr ich auf der Heimat 
See, schüttle Apfel von den Bäumen, wässre ihrer Wiesen Klee,' 
6. lösch aus ihres Brunnens Röhren meinen Durst am schwülen 
Tag, pflück im Walde Heidelbeeren, wo ich einst im Schatten lag. 
7. Wann erblick ich wohl die Linde, auf dem Kirchenplatz gepflanzt, 
wo, gekühlt im Abendwinde, unsre frohe Jugend tanzt? 
8. Wann des Kirchturms Giebelspitze, halb im Obstbaumwald ver¬ 
steckt, wo der Storch auf hohen: Sitze friedlich seine Jungen deckt? 
9. Traute Heimat meiner Väter, würd' bei deines Friedhofs Tür 
nur einst, früher oder später, auch ein Rnheplützchen mir! v. Salis. ■
	        
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