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Tische steht!" Karoline stand auf und ging hinaus. Bald aber kam sie wieder
ohne den Teller und mit leichenblassem Gesichte. „Kind," rief ihr die Mutter ent¬
gegen, „was fehlt dir denn?" „Ach, Mutter," antwortete Karoline stammelnd,
„in der Küche ist ein Geist, ein weißes Gespenst!" Die Mutter ergriff sogleich ein
Licht und sagte lachend: „Komm, thörichtes, furchtsames Mädchen; wir wollen das
Gespenst fangen. Wo ist es denn?" Zitternd zeigte Karoline in eine Ecke. Jetzt
ging die Mutter darauf zu und fand weiter nichts als ein reines Küchenhandtuch,
auf welches der Mond schien. Das Tuch hatte sich bewegt, als das furchtsame
Mädchen die Thür öffnete.
Die Geschwister lachten Karolinen noch oft wegen ihrer Furchtsamkeit aus.
Verknüpfung.
Das böse Gewissen.
Von Franz Pocci.
In einem Gartenhause lagen zwei Säcke voll Nüsse. „Das ist nichts Schlechtes,"
dachte Peter, und mit dem Gedanken kam auch die Versuchung, sie zu stehlen. Es
war aber Heller Tag, und da ist's nicht gut mausen; darum erwartete er die
Nacht, die aller bösen Streiche Freund ist, stieg zum Fenster ein und packte einen
Sack auf. So schlich er sich an der Gartenmauer hin. Plötzlich aber sah er einen
neben sich den zweiten Sack tragen. Es war eine schwarze, luftige Gestalt. „Das
ist ein Gespenst" — dachte Peter und lief, was er nur konnte; der andere mit.
Ein böses Gewissen macht schnelle Beine. Abends kam Peter heim; den Sack
hatte er aber unterwegs fallen lassen. Das Gespenst aber war sein eigener Schatten
an der Wand; denn der Mond, der sich wenig um Diebe kümmert, war unter¬
dessen aufgegangen. Peter stahl nie wieder.
Anwendung.
Einlesen.
Inhaltsangabe mündlich und.schriftlich.
Vergleiche die beiden Erzählungen.
17. Drei Paare und Einer.
Vorbereitung und Zielangabe.
Ihr alle wißt, daß ihr zwei Ohren, zwei Augen, zwei Hände
nnd nur einen Mund habt. Warum der liebe Gott euch mit zwei
Ohren, zwei Augen, zwei Händen und nur mit einem Munde ge¬
schaffen hat, das sollt ihr heute lernen. Was sollt ihr heute lernen?