Full text: Deutsche Bürgerkunde und Volkswirtschaftslehre

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Volkes zur Befriedigung seiner Bedürfnisse, und zwar nicht nur einfach 
die Summe der Einzelwirtschaften, sondern die Tätigkeit, welche darauf 
gerichtet ist, alle diese Einzelwirtschaften in eine richtige, dem Ganzen er¬ 
sprießliche Beziehung zueinander zu setzen. 
Volkswirtschaftslehre oder Nationalökonomie ist die Lehre 
von den im wirtschaftlichen Leben eines Volkes sich zeigenden Erscheinungen 
und Regeln. 
Aus der Geschichte der Volkswirtschaft. 
§ 66. Die Wirtschaftsstufen der Güterbeschaffung. 
Die Geschichte soll uns das Verständnis der Gegenwart vermitteln. 
In der geschichtlichen Zeit können wir verschiedene Wirtschaftsformen — 
oder da diese Formen eine aufsteigende Entwicklung zeigen: Wirtschafts¬ 
stufen — Wirtschaftsstufen der Güterbeschaffung — unterscheiden. 
1. Die Stufe der Sammel- und niederen Jagdvölker. 
Die Menschen sammeln, was ohne besondere Arbeit ihrerseits ihnen in der 
Natur sich bietet (Okkupation): Früchte (Beeren, Knollen), Wurzeln; sie 
betreiben niedere Jagd: auf kleine Tiere — Würmer, Schnecken, Insekten. 
Produktionselement ist in der Hauptsache nur die Natur. Auf dieser Stufe 
stehen noch heutzutage die Australier und Polynesier. 
2. Die Stufe der höheren Jäger- und Fischervölker. 
Der Mensch betreibt richtig Jagd in modernem Sinne mit Waffe und 
Fischerei mit Werkzeug. Alle drei Produktionselemente: Natur, Arbeit, 
Kapital. Auf dieser Stufe wird der Mensch durch die Art der von ihm 
gewählten Lebensbedürfnisse gezwungen, sich für ungünstige Zeiten Vorräte 
anzulegen; wir haben damit hier zuerst eine planmäßige Ordnung der 
Bedürfnisbefriedigung, d. h. den Anfang einer Wirtschaft. Jägervölker 
noch heute: Hottentotten und Buschmänner, Botokuden. Fischervölker: auf 
der Vancouverinsel und in Ländern der kalten Zone. 
3. Die Stufe der Hirtenvölker (Nomadenvölker). Tiere, die 
vielleicht auf der Jagd gefangen, lernt der Mensch zähmen; er wird sich 
des Nutzens bewußt, den nicht getötete Tiere ihm leisten können, und sucht 
eine größere Anzahl von Tieren seinen Zwecken dienstbar zu machen. 
Halbwilde Herden treibt er — nach Art der nordamerikanischen Cowboys 
oder der südamerikanischen Llaneros und Gauchos oder der Hirten der 
römischen Campagna — von einem Weideplatz zum andern, ohne festen 
Wohnsitz, jedesmal genötigt, wenn er von den Tieren Einzelnutzen, wie 
Milch, gewinnen will, sie einzufangen. Auf dieser Stufe hat der Mensch 
große Bodenflächen nötig, leicht kommt er, besonders bei Vermehrung der 
Bevölkerung, in Konflikt mit andern seinesgleichen, die gleiche Boden-
	        
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