fullscreen: Erlebnisse und Darstellungen aus dem Jahre 1915 ([Heft 2], [Schülerband])

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daheim, von dem Regiment, das seinen Obersten beweine, dessen Namen 
für immer mit seiner Geschichte verbunden sei durch die Siege bei Auvelais 
und Chalons, Monchy und Yern, an der Biala und am San, und von dem 
tapfern Manne, der den Tod gefunden, der des Soldaten größte Ehre sei. 
Er schloß mit den Worten des königlichen Sängers im 139. Psalm: „Erforsche 
mich, Gott, und erfahre mein Herz; prüfe mich und erfahre, wie ich's meine. 
Und siehe, ob ich auf bösem Wege bin, und leite mich auf ewigem Stege.“ 
3. Unter den Klängen des Chorals „Was Gott tut, das ist wohlgetan“ 
wurden die neun Särge von 36 Grenadieren zu den Gräbern getragen. 
Sobald ein Sarg in die Erde gesenkt wurde, senkten sich auch die Fahnen 
der Regimenter. Darauf wurde das Vaterunser gebetet, der Segen ge— 
sprochen, und wieder senkten sich die Fahnen. Dann dröhnte der Ehrensalut, 
drei Salven. Während die Musik Ich bete an die Macht der Liebe“ spielte, 
gingen wir alle langsam an den Gräbern vorüber und warfen auf jeden Sarg 
eine Handvoll Erde. Dann wurden die Gräber zugeschaufelt, die Kreuze 
mit den Namen der Helden errichtet und Kränze und Blumen auf die Grab— 
hügel gelegt. Ein paar Offizieren und zwölf Leuten wurde das Eiserne 
Kreuz verliehen. Dann trennten sich Offiziere und Mannschaften, um 
wieder an den verschiedenen Punkten der Sanfront an die Arbeit des Tages 
zu gehen. 
Ich habe niemals einem schöneren, ergreifenderen Begräbnis beigewohnt 
als diesem. Neun Mann! Ein Tropfen in dem Meer von Verlusten, die 
dieser Krieg fordert! Und doch war es, als bildeten diese Särge, als sie 
zu den Gräbern getragen wurden, eine unendlich lange Reihe! 
Sven Hedin. Nach Osten!) 
51. Unsere toten Helden. 
. Kriegstod ist meist bitterster Tod. Vielleicht noch größer als die Körper— 
qualen sind die Seelenleiden. Das sind lauter Menschen in des Lebens Vollkraft. 
Sie hängen am Leben mit allen Fibern und Fasern. Solch urwüchsiger Lebens— 
trieb und Lebensdrang kann nur unter größten Todeswehen geknickt und gebrochen 
werden. Unter diesen Wehen ist wohl das brennendste das Heimweh — nach den 
Eltern, der Gattin, den Kindern, der Braut, der Familie, der Heimat; das Heimweh, 
das Tag und Nacht sich mit der Frage quält: werde ich je die Meinen wiedersehen 
auf Erden?, das trübsinnig mit der Möglichkeit rechnet, fern von den Lieben sterben 
zu müssen und ohne Sarg und Sang, ohne Kreuz und Kranz in Feindesland 
begraben zu werden; das Heimweh, das in beständigem Heimwandern der Ge— 
danken und Erinnerungen in den Briefen und Gaben, die aus der Heimat kommen, 
Trost, aber auch immer neues Weh findet. Mit dem heißen Blut, das in den 
Boden sickert, schreien besonders die Heimwehseufzer der Krieger von der Erde 
zum Himmel um Rache gegen die, welche den Krieg angezettelt haben.
	        
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