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Vll. Steuern und Zölle.
46. Die Steuern.
Aba! denkt ihr, das dicke Lude kommt nach; nach den schönen
Linrichtnngen, die wir bis jetzt kennen gelernt haben, kommen die
weniger schönen, die Stenern.
Ja freilich, aus nichts wird nichts, will unsere Gemeinde eine
neue Realschule, ein Krankenhaus bauen, so braucht sie dazu Geld,
und woher gewinnt sie es, aus den Steuern! Der Staat will eine
Rheinbrücke bauen, ein neues Amtsgericht, er muß seine Beamten be¬
solden, dazu braucht er Geld, die Anforderungen an den Staat werden
immer größer, entsprechend auch die Steuern. Beim Reiche ist es
geradeso. Das Reich baut Schiffe, kleidet und verköstigt und bewaffnet
die Soldaten, besoldet die Offiziere und Reichsbeamten, schießt zur In¬
validenversicherung jährlich über 50 Millionen Mark zu, worüber wird
drum im Reichstage gerade jetzt wieder beraten und gestritten?
welche neuen Steuern sind da vorgeschlagen? Bezahle ich Zigaretten¬
oder Tabaksteuer? warum nicht? (Nichtraucher.) pätte perr Professor
Freund eine weinsteuer zu bezahlen? warum nicht? (Temperenzler.) Be¬
zahlt einer, der nur Sonntags ein oder zwei Zigarren raucht, gerade so¬
viel Steuern als einer, der alle Tage ein halbes Dutzend feiner Zigarren
verraucht? wonach richten sich also derartige Steuern? (Nach dem
Verbrauch.) wie nennt man sie deshalb? (Verbrauchssteuern.) Solche
Verbrauchssteuern ruhen auf einer ganzen Nnzahl von Verbrauchs¬
gegenständen, z. B. auf dein Salz, dem Bier, dem Branntwein.
wie, wann und von wem werden diese Steuern bezahlt, sprecht
euch einmal darüber aus! Faste das Gesagte noch einmal zusaminen,
Adam Müller! Richtig, diese Steuern werden also bei der perstellnng
der waren voin Fabrikanten entrichtet, der Fabrikant schlägt dann, so
gut es geht, die Steuer auf den Preis der waren, so daß der Käufer
beim Kauf die Steuer dem Verkäufer und Fabrikanten zurückzahlt.
So müssen Salinen und Salzbergwerke, bevor sie das Salz in den
Pandel bringen, eine bestimmte Steuer an das Reich zahlen, \2 Mk.
auf l00 leg; diese Steuer erhöht den Preis des Salzes und muß also
vom Käufer getragen werden.