Erlasse der letzten Päpste.
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Es scheidet hier die Frage aus, ob dies notwendig gewesen
ist; Tatsache ist, daß weiter Kreise im katholischen wie pro¬
testantischen Deutschland große Erregung sich bemächtigt hat.
Schon Leo XIII. hatte in einem Schreiben an die französischen
Bischöfe vom 8. September ^899 das Auftreten modernistischer
Ideen energisch bekämpft. Durch die Enzyklika Dascendi dominici
gregis vom 8. September (907 (in Verbindung mit dem „neuen
Syllabus" das Dekret des heiligen Offiziums „Lamentabili“
vom Z. Juli J907) über die Modernisten hat p>ius X. eine be¬
stimmte Geistesrichtung auf das schärfste verurteilt und eine
Reihe von Vorkehrungen getroffen, um sowohl den heranwach¬
senden Klerus, als auch die im Amte befindlichen Geistlichen und
endlich auch die gläubigen Laien-Katholiken vor den als Irr¬
lehren bezeichneten Auffassungen zu behüten. „Die Bischöfe
sollen als Delegate des Apostolischen Stuhles schlechte Bücher
und andere verderbliche Schriften, welche in ihren Diözesen er¬
schienen sind oder verbreitet werden, verbieten und sich bestreben,
sie aus den fänden der Gläubigen zu entfernen." Ausgedehnt
werden die Maßnahmen, welche die Bischöfe Umbriens vor meh¬
reren Jahren für ihre Diözesen getroffen haben: „Um die bereits
verbreiteten Irrtümer auszurotten und um die weitere Ver¬
breitung derselben und die Befestigung des Einflusses gottloser
Lehrer durch dieselben zu verhindern, beschließt die heilige Ver¬
sammlung nach dem vorbilde des •£?!. Karl Borromäus, daß in
jeder Diözese ein Rat bewährter Priester aus dem Welt- und
Ordensklerus eingesetzt wird, dessen Pflicht es ist, Umlauf, Ver¬
breitung und Verbreitungsweise neuer Irrtümer wachsam fest¬
zustellen und den Bischof davon zu unterrichten. In Beratung
mit ihnen soll dann der Bischof die Maßregeln treffen, welche
dieses Übel schon in seinem Entstehen ersticken lassen, daß es nicht
zum Verderben der Seele immer weiter greift, und, was noch
schlimmer ist, mit der Zeit sich fest einlebt und auswächst, wir
beschließen daher, daß ein solcher Rat, den wir die Aufsichts¬
behörde nennen wollen, sobald als möglich in jeder Diözese
errichtet werde." Eingeschärft wird die Meinung seines Vor¬
gängers, Leos XIII., man könne es nicht billigen, wenn in den
Schriften von Katholiken eine Sprache angewendet wird, welche
durch die Parteinahme für verkehrte Neuerungen den Anschein
weckt, die gläubige Frömmigkeit zu verlachen, und sich da ergeht
über Neuordnung des christlichen Lebens, neue Vorschriften der