Berufswahl und Zamilie.
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Arzte, Musiker, Schauspieler. Mag in solchem Falle die Frau
innerhalb des Dauses tätig sein oder außerhalb, so ist eine Ver¬
nachlässigung der wirtschaftlichen, erzieherischen und ethischen
pflichten, die das peim erfordert, unausbleiblich, besonders beim
Vorhandensein von Rindern. „Mutterschaft und geistige Arbeit"
sind unvereinbare Gegensätze, dies haben in ihrem Buch Adele
Gerhard und Helene Simon P90Z, 2. Aufl. t9lo) unwider¬
leglich gezeigt, freilich gilt das wieder nicht für einzelne Aus-
nahmen, besonders starke Eharaktere und Köpfe, die beides, häus¬
liche und künstlerische oder wissenschaftliche Pflichten, zu ver¬
einigen imstande sind. Aber über eine gewisse Halbheit, die zudem
noch mit besonderer Abmüdung des Körpers und Zersplitterung
des geistigen Könnens oder der Kraft des Schauens verbunden zu
fein pflegt, kommen solche Persönlichkeiten nicht hinaus. Die Be¬
deutung einzelner hochstehender Frauen mit Doppelberuf soll
gewiß nicht verkannt oder verkleinert werden. Ls handelt sich
hier aber um die pessimistisch beantwortete Frage, wie er auf die
Familie einwirkt. Ein anderes wäre es aber, festzustellen, ob
eine derartige, der häuslichen Gemeinschaft ungünstige Berufs¬
tätigkeit trotzdem für die höheren Formen der Kultur, für die
wissenschaftlichen Fächer, für die künstlerische Entwicklung einer
Zeit oder einer Richtung und damit auch für das innerhalb und
außerhalb des Staates sich abspielende Gesellschaftsleben von
Nutzen ist oder nicht. Pier kann man nur den einzelnen konkreten
Fall ins Auge fassen, Verallgemeinerungen haben keinen Wert.
Es müssen jeweilig alle Bedingungen berücksichtigt werden, die
gegeben sind für die weibliche geistige Produktions- (nicht nur
Rezeptions-jfähigkeit, eine Frage, die noch gar nicht gelöst ist
(Möbius). Es drängen sich Fragen vor wie diese: Wie steht es
mit pöhe und Tiefe wissenschaftlicher oder künstlerischer Tätigkeit
der Frau im Verhältnis zu der des Mannes auf denselben Ge¬
bieten? Was bedeutet die spezifische Eigenart in der Erfassung
höherer geistiger Berufsarbeit? wird man z. B. die Besonderheit
des Weltbildes, wie es sich in moderner schöner Literatur und
Kunst darstellt, missen wollen, soweit es gesehen ist mit Frauen¬
augen und durch ein weibliches Temperament?
Der Einfluß der Berufswahl von wirtschaftlich erwerbenden
Frauen auf die Familie hängt von dem Maße ab, in dem sie
von dem paushalte, ihrem Gatten, ihren Kindern zeitlich und
innerlich entfernt sind, in dem sich ihre Willens- und Gemüts¬