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Bedeutung. Eine im Dunkeln keimende Kartoffel erzeugt kein Blattgrün und erscheint
daher fast farblos und durchsichtig. Im Herbste schrumpfen die Blattgrünkörner zu¬
sammen und nehmen eine gelbliche Farbe an. Auch füllen sich viele Zellen mit einem
roten Safte, und so entstehen im Herbste der bunte Farbenschmnck der Blätter und
die roten Bäckchen der Äpfel und Birnen. Der Farbenschmuck der Blüten hat ver¬
schiedene Ursachen. Meist rührt er daher, daß sich das Blattgrün chemisch verändert.
22. Das Wiesenschaumkraut.
1. Kuckucksspeichel. Ihren Namen hat die Pflanze von dem sogenannten
„Kuckucksspeichel", der sich nicht selten an ihr findet. Kinder pflegen zu sagen,
der Kuckuck habe ihn an die Pflanze gespieen. Bei näherer Untersuchung jedoch
finden wir fast regelmäßig unter dem Schaume ein kleines, hellgrau gefärbtes
Tierchen verborgen. Das ist die Larve der Schanmzirpe. Das Weibchen dieses
Insekts legt nämlich im Herbste seine Eier in den Erdboden, in Baumritzen u. s. w.
Im April schlüpfen die Larven aus, kriechen au verschiedenen Pflanzen empor und
umgeben sich zu ihrem Schutze mit Schaum, der ans den Poren ihres Körpers
hervortritt. Der Schaum schützt sie gegen Sonnenstrahlen, Vögel u. s. w.
2. Fiederblatt. Das Blatt des Wiesenschaumkrauts erinnert in seiner Ge¬
stalt an eine Feder. Es ist aus mehreren Blättchen zusammengesetzt. Zu beiden
Seiten des gemeinschaftlichen Blattstiels sind links und rechts kleine Blättchen
eingelenkt, die man Fiederblättchen nennt. Solche Blätter gewähren den Vorteil,
daß sie die Sonnenstrahlen leichter auf die untern dnrchlassen. Die obern Blätter
sind kleiner als die untern und beschatten diese nicht allzusehr.
3. Pflanzenentwicklung aus einem Blatte. Legt man das Endfieder¬
blättchen eines ältern grundständigen Blattes aufs Wasser, so bilden sich auf
diesem Blättchen nach einigen Wochen kleine Knospen. Diese bringen zunächst
Wurzeln, später aber auch Stengel und Blätter und somit vollständig neue
Pflanzen hervor. Auf diese Weise werden überschwemmte Wiesen zuweilen auf
weite Strecken mit Wiesenschaumkraut bedeckt. (Auch noch andre Pflanzen ver¬
mehren sich durch Blätter, namentlich Schiefblattgewächse (Begonien). Stecke ein
Blatt davon 2 cm tief in Heideerde und bedecke es mit einer Glasglocke! Bald
treibt es Wurzeln und bildet eine neue Pflanze.)
4. Kreuzblüte. Die 4 Blütenblätter sind ebenso wie die 4 Kelchblätter
kreuzförmig gestellt. Eine solche Blüte wird „Kreuzblüte" genannt. In der
Blüte stehen 6 Staubblätter, vier größere und zwei kleinere. Vorteil: Der Blüten¬
staub kann leicht von den Körperteilen des honigsuchenden Insekts gestreift werden.
5. Schote. Aus dem langen Fruchtknoten entwickelt sich die längliche
Frucht. Sie besteht aus zwei schützenden Schalen und einer dünnhäutigen
Scheidewand, woran der Same sitzt. Zur Zeit der Reife springen die Klappen
von unten nach oben auf und gestatten den Samen den Ausweg. Man nennt
eine solche Frucht Schote. (Vergl. Erbse S. 190!)
23. Fette Ote.
Zerquetsche das Samenkorn des Wiesenschaumkrauts oder des Rapses zwischen
Papier! Das Papier wird fettig. In dem Samenkorne ist also Fett enthalten.
Dieses Fett nennt man Öl. Zerdrücke auch eine Erbse oder Linse zwischen
Papier! Es wird nicht fettig. Diese Samen enthalten also kein Öl, sondern
einen andern Stoff, nämlich Stärkemehl. Jedes Samenkörnchen besitzt einen
Vorrat von Nahrungsstoffen, von dem sich das junge Pflänzchen in den ersten
Tagen ernährt. Dieser Nahrungsvorrat tritt besonders in zweierlei Form aus,
entweder als Stärkemehl oder als Öl. Bohnen und Erbsen haben viel Mehl;