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weit von hier, und wir sind Kaufleute." Wate aber schickte Boten 
an den König Hagen und ließ ihm ebenfalls sagen, daß sie Kauf¬ 
leute wären; dazu ließ er ihn auch um Frieden und Schutz in 
seinem Lande bitten. Der König gab den Boten zur Antwort: 
„Die Herren mögen ohne Sorge sein. Kein Leid soll ihnen in 
meinem Lande geschehen." 
Auf solche Nachricht schickten sie dem Könige reiche Kleinode, 
wohl tausend Mark an Wert, obgleich er nicht eines Pfenniges 
wert von ihnen verlangt hatte. Sie wollten ihn aber schauen 
lassen, daß sie wohl reich waren an Dingen, die Ritter und Frauen 
gern hatten. Der König teilte das Übersandte unter seine Helden 
und unter die edeln Frauen seines Hofes, und mancher Jungfrau 
lachte das Herz bei dem Anblicke der prächtigen Spangen, Ringe 
und Schnüre. Auch die Königin und ihre Tochter meinten, 
daß so reiche Gabe noch nie von fremden Kaufleuten gespendet 
worden sei. 
Wie staunten sie aber erst, als auch Horand, der mit Gegen¬ 
ständen anderer Art zu handeln vorgab, seine Gabe an den Hof 
brachte! Da sah man kostbare Pfellel, die feinste Leinwand und 
herrliche Seidenstoffe, Sigelat, Baldekin und Purpur. Jrold der 
starke aber brachte zwölf kastilianische Pferde, dazu Helme, Panzer 
und Schilde. 
An solchen Gaben konnte der König wohl merken, daß seine 
Gäste nicht gewöhnliche Kaufleute waren, sondern daß sie Beherrscher 
reicher Länder sein mußten. Wiewohl aber Hagen selbst reich 
genug war, nahm er die ihm dargebotenen Geschenke doch an, um 
sie wieder unter seine Helden verteilen zu können. Dann ließ er 
Horand und Jrold neben sich setzen und fragte fte,_ woher sie ge¬ 
kommen seien. Da sprach Horand: „Wir sind aus unserem Heimats¬ 
lande vertrieben, denn wir haben vor dem Zorne eines mächtigen 
Königs entfliehen müssen." Der König fragte darauf weiter: „Wie 
heißt denn der, vor dem ihr euer Land und eure Burgen räumen 
mußtet? Mich dünkt, er hätte klüger gethan, wenn er so reiche 
Herren, wie ihr seid, in seinem Lande behalten hätte." Horand 
antwortete wieder: „Sein Name ist Hettel, und er ist König im 
Hegelingenlande." 
Hagen tröstete die Helden und sprach: „Ihr seid euch zum 
Glücke in mein Land gekommen. Hier soll euch alles vergolten 
werden, was euch in Hegelingenland zuleide gethan worden ist." 
Dankend erwiderte Horand: „Wir blieben gewiß gar gern bei 
euch; aber wir müssen fürchten, daß der König Hettel es erfährt 
und euch dann unsertwegen mit Krieg überzieht." Hagen aber 
sprach: „Bleibt nur bei mir. Der König Hettel wird nicht wagen, 
euch hier noch schaden zu wollen." Und sofort gab er auch Befehl,
	        
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