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zerstückelte Lage und seine trefflichen Fürsten haben es zu dem wehrhaftesten
Staate und seine Heere zu einem „Volk in Waffen" gemacht.
2. Preußen umfaßt gegen 350000 qkm mit rund 32 Mill. Einwohnern,
von denen etwa 2/3 evangelisch und ]/3 katholisch sind.
3. Preußen grenzt im N. an Dänemark, im O. an Rußland, im S. an
Österreich, Sachsen, Thüringen, Bayern, das Großherzogtum Hessen
und das Reichsland, im W. an Luxemburg, Belgien und Holland.
4. Der größte Teil Preußens liegt im deutschen Tieflande. In Schlesien
liegen zwischen der oberen Oder und Elbe die Sudeten. Der höchste Teil
ist das wildschöne Niesengebirge mit der 1600 m hohen Schneekoppe.
Die Kuppen des Riesengebirges sind meist kahl, seine Hänge mit Nadel¬
wald bestanden. Die Bewohner haben große Rinder- und Zieaenherden, die
um Johanni mit schönem Geläut zu Berge getrieben werden. Die Hirten des
Gebirges wohnen in zerstreuten Holzhütten.
In der Provinz Sachsen findet sich der Thüringerwald und der Harz.
Der erstere ist ein schmales Kettengebirge von S.-O. nach N.-W. Über den
Kamm, d. h. die Linie, in welcher die höchsten Erhebungen liegen, läuft als
alter Handelsweg der Nenn stieg von Eisenach bis Hof. Die höchsten
Berge sind: Schneekopf, Beerberg und Jnselsberg (bei 1000 m hoch).
Die Thüringer sind genügsam und fröhlich. Mit Kartoffeln im Keller,
Singvögeln in der Stube, Bier im Kruge und einem Liede in der Kehle sind
sie zufrieden und glücklich.
Der Harz ist ein Massengebirge. Gleichlaufend mit dem Thüringer¬
walde zieht er sich als Nordgrenze Thüringens nach N.-W. Im Brocken
steigt er zu 1140 m auf. Zwischen Harz und Thürinqerwald liegt das
Thüringer Berg- und Hügelland.
Besonders steil und schön ist der Nordabfall des Harzes nach der nord¬
deutschen Tiefebene. Durch tief eingeschnittene Thäler entläßt er seine Flüsse;
unvergleichlich schön ist die Felsenpforte der Bode zwischen Roßtrappe und
Hexentanzplatz. Der Rücken des Gebirges ist eintönig nüt Wäldern und Acker¬
fluren bedeckt.
In der gebirgigen Provinz Hessen-Nassau liegt das hessische Berg¬
land und der Taunus.
In Westfalen und der Rheinprovinz ist das rheinische Schiefer¬
gebirge. Es besteht aus zwei mächtigen Gebirgs-Flügeln auf beiden Seiten
des Rheines, die aber von vielen gewundenen und schön eingefaßten Flu߬
rinnen in einzelne Teile zerschnitten sind. Der Rücken trügt Wälder, dürftige
Felder und ärmliche Dörfer, aber das Innere birgt reiche Kohlen- und
Metallschätze, und in den Thälern drängt sich aller Verkehr zusammen.
Das Rheinthal ist die mächtigste und lebhafteste Pulsader des Verkehrs
zwischen N. und S. Zwischen Bingen und Bonn entfaltet es die höchste
Schönheit. Herrliche Uferränder fassen den schönen Strom ein. Alle sonnigen
Abhänge sind mit Weinreben bepflanzt, alle wichtigeren Gipfel mit Burgen ge¬
krönt. Viele derselben sind zu Ruinen geworden. Einst forderten ihre Besitzer
von den vorbeiziehenden Kaufleuten mit Güte oder Gewalt den Rheinzoll.
Der rechte Flügel des rheinischen Schiefergebirges wird gebildet durch
Taunus, Westerwald und Sauerland.
Der Taunus ist reich bewaldet und mit einem Kranze von Mineralquellen
und Bädern umgeben. (Wiesbaden, Homburg, Selters, Ems.) Er fällt nach
S.-W. in den Rheingau ab, der durch seinen herrlichen Wein berühmt ist
(Rüdesheim, Johannisberg und Geisenheim). Der südwestliche Teil des Taunus,
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