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Die öffentlichen Wege sind teils Staatsstraßen (Kunst¬
straßen oder Chausseen), die von Stadt zu Stadt durch das
ganze Land führen, teils Gemeindewege (Kommunikationswege),
die für den lokalen Verkehr bestimmt sind und von den Ge¬
meinden unterhalten werden.
Die Wasser st raßen sind teils natürliche, teils künstliche
(Kanäle), doch spielen letzrere in Sachsen keine große Rolle. Von
größter Wichtigkeit ist aber der Wasserverkehr auf der Elbe,
namentlich für Massengüter, wie Kohle, Holz, Getreide, Steine;
denn der Transport zu Wasser ist zwar langsamer, aber weit
billiger als auf der Eisenbahn. Früher war der Verkehr auf
den Wasserstraßen durch Zölle vielfach gehemmt; jetzt dürfen
Abgaben nur so weit erhoben werden, als sie die gewöhnlichen
Herstellungs- und Unterhaltungskosten nicht übersteigen; die
Elbzölle sind ganz aufgehoben.
Für den Straßen- und Wasserbau besteht eine Straßen-
und Wasserbaudirektion, der 17 Straßen- und Wasser¬
bauinspektionen unterstellt sind. Diese werden von Bauräten ge¬
leitet, unter denen die Straßenmeister, Straßenbauaufseher,
Hasen-, Strom-, Ufer- und Dammeister stehen.
3. Von größter Wichtigkeit für die Blüte der Industrie
und den Wohlstand des Landes ist der Bergbau. In früheren
Jahrhunderten war er ein Regal, d. h. ein Recht, das allein
dem Staate oder dem Landesherrn zustand. In der neueren Zeit
aber ist mit der größeren Freiheit des Grundbesitzes auch die
Bergbaufreiheit eingeführt worden, in Sachsen jedoch nur
bezüglich der Metalle.
Jeder hat das Recht, nach Metallen zu schürfen (natürlich
nur unter voller Entschädigung des Grundeigentümers) und die
Verleihung des Bergwerkseigentums (die Mutung) nachzusuchen.
Kohlen gehören in Sachsen stets dem Eigentümer des Grund¬
stückes, der das Recht zum Abbau an andere verkaufen kann.
Gehört ein Bergwerk mehreren Personen, so bilden sie eine Ge¬
werkschaft, die die Rechte der Körperschaft besitzt und Anteil¬
scheine oder Kuxe ausgeben kann.
Der Bergbau ernährt in Sachsen über 100 000 Personen.
1907 wurden an Erzen für etwa 2 Millionen, an Steinkohlen
für 63 Millionen, an Braunkohlen für 7 Millionen Mark ge¬
fördert. Die Gewinnung der Erze geht zurück, die von Kohlen
steigt.
Der Staat hat die polizeiliche Aufsicht und Überwachung
des gesamten Bergwesens, doch betreibt Sachsen auch selbst Berg¬
bau (Silber, Kohle), der namentlich in früheren Zeiten eine