Vorwort.
In weiten Kreisen unseres Volkes einpfiudet man ein lebhaftes Be¬
dürfnis, sich über die Ursachen und Zusammenhänge des furchtbaren
Weltkrieges, in dem wir um unser Dasein kämpfen, Klarheit zu ver¬
schaffen. Wenn auch ein abschließendes Urteil heute noch nicht möglich
ist, da das Urteil der Geschichte noch fehlt und viele Einzelheiten noch
nicht klar sind, so haben doch andererseits Freunde und Feinde von jahre¬
lang zurückliegenden Ereignissen den Schleier des Geheimnisses gezogen
und sie zur eigenen Rechtfertigung oder zur Schädigung des Gegners
bekannt gegeben. Darum läßt sich auch schon jetzt eine Einführung in
die Geschichte der neuesten Zeit schreiben.
Die gewaltigen Ereignisse unserer Zeit haben das preußische Kul¬
tusministerium veranlaßt, der neuen und neuesten Geschichte einen brei¬
teren Raum zuzuweisen, damit die Jugend die Gegenwart bewußt durch¬
lebt und die große Zeit nicht ohne bleibenden Segen an ihr vorüber¬
geht und reiche Früchte trägt. Es sind ja auch schon einige größere
Werke erschienen, die Deutschlands neueste Geschichte behandeln.
1. von Reventlow, „Deutschlands auswärtige Politik Í888—1914"
10 M. 2. „Deutschland und der Weltkrieg" 14 M. 3. von Bülow,
„Deutsche Politik" 7 M. 4. Egelhaaf, „Geschichte der neuesten Zeit"
16 M. Für den Laien sind diese Bücher aber zu umfangreich und zu
teuer. Cs wttrde daher freudig begrüßt, als List das Buch „Deutschland
und Mitteleuropa" und als Sonderabdruck den ersten Teil desselben
„Grundzüge der deutschen Auslandspolitik seit der Errichtung des
Reiches" *) herausgab. Cs hat vielen als Führer gute Dienste geleistet,
ist aber eigentlich nur für Gebildete geschrieben. Daher bat mich der
Verfasser, es für weitere Kreise des Volkes und für die Schule umzu¬
arbeiten, damit eine allgemeine Belehrung ermöglicht werde, die so
dringend nötig und wünschenswert ist. Wir alle sollen und wollen
wissen, warum der Weltkrieg entstanden ist, und wofiir unsere tapferen
Söhne kämpfen. Möge es dieser volkstümlich gehaltenen Schrift ver¬
gönnt sein, an ihren: Teil etwas zur Kenntnis der neuesten Geschichte
und damit zur „Politisierung" unseres Volkes beizutragen.
Für Verbesserungsvorschläge werde ich stets dankbar sein.
Dem Verleger, Herrn Gesenius, sowie Herrn Oberlehrer Dr. Franz
Becker-Kassel möchte ich auch an dieser Stelle für ihre Teilnahme au dem
Buck) und für manchen Wink den gebührenden Dank ausfprechen.
Kassel, November 1917.
Professor Fritz Chringhaus.
*) Beide Büchse sind im Verlag von Dietrich Reimer (Ernst Vohsen) Berlin 1916 erschienen.