Full text: Grundriß der Verfassungs- und Bürgerkunde

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Wiederherstellung des Deutschen Reichs. 
Kunde zu seineu Vasallen zu machen und zur Heeresfolge zu verpflichten. 
Als er aber in dem Feldzuge gegen Rußland seine große Armee ein¬ 
gebüßt hatte, da erhob sich auf den Ruf seines Königs das preußische 
Volk mit einer Einmütigkeit und einer Entschlossenheit, die allgemeine 
Bewunderung erregte. Die Siege der Freiheitskriege wurden meist 
durch die Tapferkeit der Preußen gewonnen, so die bei Großbeeren, 
an der Katzbach, Dennewitz, Kulm, bei Wartenburg, Möckern, bei Leipzig, 
La Rothiere, endlich die Entscheidungsschlacht bei Belle - Alliance. 
Preußen hatte seine Aufgabe, ein Schutz und Hort Deutschlands zu 
sein, ehrenvoll erfüllt. 
Der Wiener Kongreß. Einige Monate nach dem ersten Pariser 
Frieden traten die verbündeten Mächte in Wien zu einem Kongresse 
zusammen. Es sollte das durch Napoleon gestörte Gleichgewicht Euro¬ 
pas wiederhergestellt werden. Es war eine so große und glänzende 
Versammlung, wie sie seit der Zeit der alten Kaiser in Deutschland 
nicht abgehalten war. Die Monarchen, wie sie im Kriege unzertrenn¬ 
lich gewesen, wollten sich auch gemeinsam der Aufgabe widmen, eine 
feste Ordnung der europäischen Verhältnisse zu schaffen. König Friedrich 
Wilhelm von Preußen, die Kaiser Franz von Österreich und Alexander 
von Rußland waren anwesend, dazu die Könige von Dänemark, Bayern, 
Württemberg, der Kurfürst von Hessen, der Großherzog von Baden 
und viele andere Fürsten. Jede der Mächte war außerdem durch 
Staatsmänner vertreten, auch Frankreich, dessen Gesandter vorlaut 
genug war und die Eintracht der Sieger zu stören suchte. Preußen 
war besonders durch Wilhelm von Humboldt vertreten, den Bruder 
des großen Naturforschers Alexander von Humboldt. Glänzende Feste 
unterbrachen die ernste Arbeit. Der König von Sachsen hatte bis zu 
Ende fest zu Napoleon gehalten, er war nach der Schlacht bei Leipzig 
gefangen genommen und nach Berlin abgeführt worden. (Später war 
ihm Friedrichsselde als Aufenthalt angewiesen.) Die sächsischen Truppen 
waren in der Schlacht bei Leipzig zu den Verbündeten übergegangen. 
Der König schien sein Land verwirkt zu haben; Preußen forderte es 
als Entschädigung für alle die Opfer, die es im Kriege gebracht hatte. 
Nach langen Streitigkeiten, die sogar in einen Krieg auszuarten drohten, 
wurde Friedrich Wilhelm endlich etwas über die Hälfte des sächsischen 
Königreichs überlassen. Der Kongreß war unterbrochen durch die 
Nachricht, daß Napoleon in Frankreich gelandet und auch in Paris 
mit Jubel aufgenommen fei. König Ludwig XYIII. war nach Eng¬ 
land geflohen. Napoleon hatte friedfertige Gesinnung geäußert, aber 
keinen Glauben gefunden. Durch die Waffen Preußens und der Nord¬ 
deutschen, die mit den Engländern vereint fochten, war er endgültig 
geschlagen worden. Der Wiener Kongreß konnte nun seine Arbeiten
	        
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