Full text: Land und Stadt (Teil 3)

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Sohlschwelle, die „Katze". All diese Vorrichtungen müssen doppelt 
vorhanden sein, da die wechselweise bfin- und Herfahrt auf bergigem 
Acker solches bedingt, voran liegt der Pfluggründel auf der Näder¬ 
achse, an welche zumeist ein paar Ochsen gespannt ist. An der Rück¬ 
seite des Pfluges stehen drei Hörner oder Sterzen, die handhaben, 
hervor, durch welche der Pflug von einem kräftigen Alaune geleitet 
wird. An der Leitung dieses „Pflughabers" liegt es, die Nasensohle 
breit oder schmal, die Lurche tief oder seicht zu machen; diesem Nlanue 
obliegt es, am Nande des Ackers den Pflug gut einzusetzen und aus¬ 
zuheben, auch muß er es vermögen, auf steinigem Boden vor jedem 
größeren Steine den Pflug herauszureißen; denn die Ochsen sind nicht 
plötzlich zun: Stehen zu bringen, und der unbewachte Pflug würde 
gar bald in Trümmer gehen. 
Außer diesem Pflughaber ist zum Gefährte auch noch ein Fuhr¬ 
mann nötig, der die Ochsen leitet, so daß im paare der eine stets in 
der Lurche, der andere auf den: Nasen schreitet. Dann muß endlich 
ein „Nachhauer" sein; das ist zumeist eine Alagd, welche mit einer 
Haue dem Pfluge folgt, nicht gut umgelegte Sohlen niederdrückt, fehler¬ 
hafte Lurchen aushaut — kurz, den Korrektor des Pfluges abgibt. 
Alan sieht, daß die Sache nicht einfach ist. Ts gehört ein langer 
Tag dazu, um mit einem Pfluge ein Soch hängigen Ackerlandes um¬ 
zukehren. Nun, und wie ifl's dabei dem jungen Pflughaber ergangen? 
Lest hatte ich den Stier bei den Hörnern gefaßt. Ts war aber 
wahrhaftig ein Stier. Vom Alarkus hatte sich das Zeug wie ein 
Spielwerk handhaben lassen; es war, als hielte er sich nur des Ver¬ 
gnügens wegen an die Handhaben. Setzt war's eine andere Art. 
Die Ninder zogen an. Alich schleuderten die handhaben nach rechts 
und nach links, der Pflug wollte aus dem Geleise steigen, und meine 
Barfüßlein kamen etlichemal unter die Trdsohle. „Tr ist zu gering 
beim Steiß!" hörte ich den Vater und den Knecht noch lachen; das 
Wort weckte nach. Ts handelte sich um meine Thre, um meine Alaun- 
barkeit. Nicht mehr der Halterbub wollt ich sein, der am Tisch bei 
der untersten Tcke sitzen mußte, der nirgends ein wörtlein mitsprechen 
durfte, der — wußte er was Gescheites — dieses mit den Kälbern 
und Schafen bereden konnte. Alein Sinn stand nach dem höchsten; 
groß, stark und selbständig wollte ich sein wie der bVeidknecht. Und 
siehe, der Mensch wächst mit seinen höheren Zwecken! Sch führte den 
Pflug und schnitt eine leidliche Lurche. Die ausgeackerten Negenwürmer 
hoben verwundert ihre Köpfe, zu sehen, wer heute ackere! 
Die Äcker meines Vaters hatten zähe, gelbrote, mit Graswurzeln 
durchflochtene Trde, und die Sohlen waren ein endloser Darin und 
brachen auf der ganzen Pflugstrecke kaum ein einzigmal ab. Mich 
freute das; denn so blieb der Pflug stets gleichmäßig in seiner Lage,
	        
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