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Formen anwenden. Das Wasser wirkt insofern fördernd auf den
Pflanzenwnchs, als es gelöste organische und mineralische Stoffe mit
sich führt, welche sich auf die Wiese niederschlagen und düngend wirken,
ganz abgesehen davon, daß Wasser ja das Hauptnahrnngsmittel der
Pflanzen ist. Auch hilft die Bewässerung die mineralischen Bestandteile
des Bodens schneller zersetzen. Und dennoch ist nicht jedes Wasser ge¬
eignet, die Wiese zu verbesjern. Kaltes Gebirgswasser oder Schnee¬
wasser trägt nicht zum Gedeihen der Wiesenpflanzen bei. Torfbruch-
wasser sowie Teichwasser, in dem viel Eichen- oder Weidenlaub fault,
staue man ebenfalls nicht auf der Wiese an. Schon an den Pflanzen,
die in einein Wasser wachsen, kann man erkennen, ob es zur Wiesen¬
bewässerung taugt oder nicht. Gedeihen Kalmus, Süßgras, Blumen¬
binse (Wasserviole), Brunnenkresse, Wasserhahnenfnß und Wasserehren¬
preis in einem Wasser, so ist es zu verwenden. Wuchern aber Schilf,
Binsen, Wasserschierling und andere Sumpfpflanzen darin, so nehme man
das Wasser nicht.
Fließt ein Bach an der Wiese vorbei, so versuche man, durch ein
Wehr oder eine Schleuse das Wasser desselben anzustauen und teilweise
über das Ufer zu führen. Ein Wehr errichtet man durch Bohlen und
Steine. Schleuse nennt man ein Tor, das, niedergelassen, das Wasser
anstaut, und emporgehoben, das Wasser abfließen läßt. Das angestaute
und über das Ufer tretende Wasser muß zu der höchsten Stelle der
Wiese geleitet werden, von wo aus es diese überrieselt. Solch eine
Wiese heißt Rieselwiese; sie ist unter fließendes Wasser gesetzt. Ist nicht
genug Wasser zur Überrieselung da, so kann man das Wasser, welches
über die ebene Wiese geleitet wird, auf dieser behalten, indem man durch
einen Damm an den tiefsten Stellen es hindert, abzufließen. Das
Wasser staut sich nun auf der Wiese an (Stauwiesen), und der Besitzer
hat es in seiner Gewalt, dieses hier die nötige Zeit stehen zu lassen, be¬
vor er es durch einen Abzugsgraben wieder fortläßt. Die Rieselwiesen
eignen sich mehr für abhängige, die Stauwiesen für ebene Flächen. Die
besten Zeiten zum Bewässern der Wiesen sind Herbst und Frühling.
5. Wiesengras und auch die Futterkräuter haben nicht zu jeder Zeit
den gleichen Nährwert. Haben sie schon abgeblüht und Frucht angesetzt,
so sind die besten Teile in die Frucht übergegangen, und Stengel und
Blätter haben weniger Nährwert; die Stengel verholzen und werden
znm Teil unverdaulich, und die Blätter fallen zum großen Teil ab und
gehen dem Futter verloren. Bevor noch die Knospen entwickelt sind,
stecken in Halm und Blatt die größten Mengen von Pflanzeneiweiß
und Zucker, sie sind dann am nahrhaftesten und leicht verdaulich. Aber
sie sind, weil sie schnell verdaut werden, nicht sättigend. Auch brauchen
die Tiere diese Bestandteile nicht in solcher Menge. Ist man genötigt,
so junge und fette Pflanzen zu verfüttern, so tut man gut, sie mit