— 32
in Bade- und Kurorten, eine rege Nachfrage nach Fischen ist. Auf
einigen Besitzungen der Fürsten Schwarzenberg in Böhmen bringt die
Fischzucht und Teichwirtschaft fast dreimal soviel ein auf das Quadrat¬
meter, als der beste Weizenboden.
7. Alle bisher erwähnten Waldprodukte dienen aber nicht nur zur
Befriedigung einer großen Menge verschiedenartiger Bedürfnisse, sondern
sie sind auch insofern von hoher volkswirtschaftlicher Bedeutung, als
ihre Gewinnung und Ausformung für die anwohnende Bevölkerung
durch Holzfällung, Transport und Veredelung eine Quelle ist zu produk¬
tiver Arbeitsaufwendung. Hierzu kommt noch der Arbeitsverdienst bei
Kulturen, Wegebauten und sonstigen Meliorationen. In großen Wald¬
komplexen lebt sozusagen die Bevölkerung vom Wald. Zahlreiche ander-
weit nicht nutzbar zu machende schwache Arbeitskräfte finden in dem¬
selben Verwendung zu leichter Arbeit, und es ist bekannt, daß große
Bevölkerungsgruppen durch das Sammeln von Beeren, Pilzen und offi-
zinellen Pflanzen während eines großen Teiles des Jahres Arbeit und
Lebensunterhalt finden. Bemerkenswert ist weiterhin, daß der Wald
gerade im Winter der kleinbäuerlichen Bevölkerung Gelegenheit zum
Verdienst gibt und daß wir ausgedehnte Industriezweige haben, deren
Existenz unmittelbar von der Erhaltung des Waldes abhängt. Fast
täglich emstehen noch neue Anlagen, wie Zellstoff-, Holzessig-, Vanilin-,
Korb-Fabriken usw., und auch in der Hausindustrie beschäftigt die
Fabrikation der unscheinbarsten Dinge wie Zündhölzer und Zahnstocher
Tausende von Händen. Der Handel endlich mit rohen und veredelten
Waldprodnkten bildet eine Haupterwerbsquelle der Bevölkerung.
Um ein Bild von der Bedeutung des Waldes in volkswirtschaft¬
licher Hinsicht zu gewinnen, braucht man sich nur zu vergegenwärtigen,
daß in Deutschland etwa 190—230 000 Familien im Wald selbst vollen
Unterhalt finden; die Holzindustrie aber soll mehr als die doppelte Zahl
beschäftigen. Die Gesamtleistung des Waldes für Hand-, Spann- und
Sammelarbeit wird auf jährlich 189 Millionen Mark geschätzt.
8. Eine besondere Bedeutung gewinnt noch der Wald als eine
sichere nachhaltige Geldquelle für einen Korporations- und Staatshaus¬
halt. Aus diesem Grunde ist auch der Waldbesitz für einen Staat voll¬
kommen gerechtfertigt. Die Waldwirtschaft bietet nur ein beschränktes
Feld zur Spekulation; sie schafft nicht rasch große Reichtümer, schützt
aber dafür vor schneller Verarmung. Der Zudrang zur Forstwirtschaft
ist deshalb auch nicht groß, ihr Charakter ist der geldgierigen Menge
gegenüber zu konservativ. Die Forstwirtschaft nimmt eben im nationalen
Wirtschaftsleben eine Sonderstellung ein, welche hauptsächlich durch die
langen Produktionszeiträume bedingt wird. Aus diesem Grunde eignet
sich der Wald auch am besten zum Besitz für den Staat, Korporationen
und größere Fideikommißbesitzer, und ist wohl da auch am sichersten ge-